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Absetzen von Marinesoldaten auf einem Schiff. Hier im Bild der Einsatzgruppenversorger Berlin mit einem Hubschrauber. Nun hat das Versorgungsschiff 200 Menschen das Leben gerettet.

© imago

Bundeswehr-Einsatz: "Berlin" rettet im Mittelmeer mehr als 200 Flüchtlinge

Das deutsche Versorgungsschiff "Berlin" rettet 200 Menschen, die Italiener vor Libyen fast 800. Die "größte Wanderungsbewegung nach Europa seit dem Zweiten Weltkrieg" geht kurz vor Jahresende weiter.

Deutsche Marinesoldaten haben bei ihrem Einsatz im Mittelmeer mehr als 200 Flüchtlinge aus zwei Schlauchbooten gerettet. Sie wurden am Mittwoch vor der libyschen Küste an Bord des Einsatzgruppenversorgers „Berlin“ genommen und später der italienischen Küstenwache übergeben, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte. Unter den insgesamt 212 Geretteten waren demnach acht Kinder und fünf Schwangere.

Die Internationale Organisation für Migration hat angesichts der Ankunft von mehr als einer Million Flüchtlingen in Europa im Jahr 2015 von der "größten Wanderungsbewegung nach Europa seit dem Zweiten Weltkrieg" gesprochen. Bis zum 21. Dezember hätten 972.000 Flüchtlinge das Mittelmeer überquert, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk am Dienstag mit. 34.000 Flüchtlinge seien von der Türkei aus auf dem Landweg nach Europa gelangt.

Die Zahl der Flüchtlinge, die bei der Überfahrt über das Mittelmeer ums Leben kamen oder als vermisst gelten, gab die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit rund 3700 an. Die Bekanntgabe der Zahlen durch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die IOM fiel mit der Nachricht zusammen, dass vor der türkischen Küste elf Flüchtlinge ertranken, unter ihnen drei Kinder, wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Die türkische Küstenwache konnte sieben Flüchtlinge lebend retten. Das in Kusadasi im Südwesten der Türkei gestartete Boot der Flüchtlinge kenterte auf dem Weg zur griechischen Insel Samos.

Die italienische Marine und Küstenwache gaben unterdessen bekannt, dass bei mehreren Einsätzen vor der libyschen Küste mehr als 780 Menschen gerettet worden sein. Sie befanden sich demnach in sieben Schlauchbooten und einem Kahn. Ein Mensch konnte nur noch tot geborgen werden.

Griechenland ist das häufigste Ziel

Mehr als 821.000 Flüchtlinge trafen 2015 laut IOM in Griechenland ein, rund 150.000 in Italien, knapp 30.000 in Bulgarien, gut 3800 in Spanien, 269 in Zypern und 106 in Malta. In einigen Monaten dieses Jahres landeten täglich mehr als 5000 Flüchtende auf griechischen Inseln. Seit November schwächte sich der Zuzug ab - teils wegen verschärfter Patrouillen seitens der Türkei, teils wegen des schlechteren Wetters.

Für 2014 lag die Gesamtzahl der in Europa eintreffenden Flüchtlinge bei 219.000. Für 2016 rechnet das UNHCR mit mehr Flüchtlingen als im Jahr 2015 - insbesondere, wenn der Gewaltkonflikt in Syrien weiter andauere.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres, rief angesichts der "Zunahme ausländerfeindlicher Stimmungen mancherorts" dazu auf, die "positiven Beiträge von Flüchtlingen und Migranten" in den Gesellschaften anzuerkennen, in denen sie eintreffen. Die "grundlegenden europäischen Werte" wie die Beachtung der Menschenrechte, von Toleranz und Vielfalt müssten verteidigt werden. IOM-Chef William Lacy Swing erklärte, Wanderungsbewegungen seien "unausweichlich, notwendig und wünschenswert". Es reiche nicht, die Ankommenden zu zählen. "Wir müssen auch handeln."

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte Anfang Dezember mitgeteilt, in Deutschland seien knapp 965.000 Flüchtlinge registriert worden. Allerdings hatte er darauf hingewiesen, dass darin Doppelzählungen enthalten seien und dass daher die effektive Zahl "unterhalb der 965.000" liege.

Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland blieben, verringerte sich zudem beispielsweise durch Weiterreisen Richtung Schweden. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) sagte am Wochenende, sein Bundesland habe 2015 rund 60.000 Flüchtlinge unregistriert nach Schweden durchreisen lassen. dpa/AFP

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