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Selbst gebaut. Die Gedenkmauer im damaligen Bundeswehrlager in Kundus.

© picture alliance / dpa

Bundeswehr: Kritik an Gedenkstätte für tote Soldaten

Im November soll die zentrale Gedenkstätte für Bundeswehrsoldaten eingeweiht werden, die im Auslandseinsatz getötet wurden. Doch es gibt Kritik.

Deutschland tut sich schwer im Umgang mit seinen im Ausland gefallenen Soldaten. Zwar soll am Volkstrauertag der „Wald der Erinnerung“ durch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eingeweiht werden. Doch das Ehrenmal wird nicht frei zugänglich sein. Zudem liegt es eher versteckt in der Nähe von Potsdam.

Die Henning-von-Tresckow-Kaserne ist nicht unbedingt ein unbelasteter Ort. Hier, rund sieben Kilometer südwestlich von Potsdam, wo heute das Einsatzführungskommando der Bundeswehr für die aktuell 17 Auslandseinsätze der Truppe zuständig ist, stand zu NS-Zeiten „Görings Bunker“. Später war am Schwielowsee das Kommando Landstreitkräfte der NVA stationiert. Der „Wald der Erinnerung“, den die Verteidigungsministerin dort am 15. November eröffnen will, soll die zentrale Gedenkstätte der Bundeswehr für ihre 103 im Ausland gefallenen Soldaten werden. Im Moment ist sie allerdings noch eine Baustelle.

Zugang nur in Begleitung eines Soldaten

Und es gibt kritische Stimmen: Etliche Soldaten wie der ehemalige Afghanistankämpfer Lutz W. hätten sich gewünscht, dass man ihrer toten Kameraden an zentraler Stelle, etwa auf der Wiese vor dem Reichstag in Berlin, gedenkt und nicht versteckt, zwischen Tümpeln und Seen mitten im Wald. Militärseelsorger wiederum bemängeln, dass der Gedenkstätte jedweder religiöse Bezug fehlt. Da der Erinnerungsort auf einem Kasernengelände liegt, werden Besucher zudem keinen freien Zugang erhalten, sondern nur im sogenannten Passwechselverfahren. Das heißt: Alle Besucher müssen sich bei der Wache vor der Stätte melden und bekommen gegen Abgabe des Personalausweises einen Besucherausweis ausgehändigt. Dann begleitet ein Soldat sie zum Ort des Gedenkens. Für die Besucherbetreuung will die Bundeswehr zehn zusätzliche Dienststellen einrichten.

Die Hinterbliebenen-Beauftragte der Bundeswehr, Birgitt Heidinger, begründete die Wahl eines Bundeswehrgeländes kürzlich mit Zeitdruck. „Wenn wir außerhalb der Bundeswehr gegangen wären, hätte alles wesentlich länger gedauert“, sagte sie im Deutschlandradio. In einer Arbeitsgruppe ihres Hauses entstand die Idee zum Wald der Erinnerung. Zentrales Element der Anlage sollen die improvisierten Gedenkstätten aus den Einsatzgebieten der Bundeswehr in Bosnien oder Afghanistan sein. Die sogenannten Ehrenhaine waren meist in Eigenregie der Soldaten entstanden. Sie sollen nun am Schwielowsee wiederaufgebaut werden.

Zwei Millionen Euro Baukosten

Bekannt ist vor allem das Mahnmal aus Kundus. An der rund 20 Meter langen Mauer haben schon etliche deutsche Minister und Bundeskanzlerin Angela Merkel der Toten gedacht. Zudem sollen in Geltow sieben Stelen mit den Namen sämtlicher Toten, ein rund 200 Meter langer „Weg der Erinnerung“, ein Informationsgebäude mitsamt Fotoausstellung sowie ein „Ort der Stille“ entstehen.

Die Baukosten beziffert die Bundeswehr auf zwei Millionen Euro. Eine öffentliche Ausschreibung für das Projekt oder ein Architekturwettbewerb fanden nicht statt. Auch die Entscheidung für den Ort selbst fiel eher hinter verschlossenen Türen, wenn auch nach der Besichtigung von „13 verschiedenen Liegenschaften“ und „vielen lebhaften Diskussionen“, wie es jetzt in einer Broschüre der Bundeswehr heißt.

Ein öffentlicher Ort hieße auch mehr Schmierereien

Anders als zunächst geplant, soll im „Wald der Erinnerung“ auch nicht nur der im Ausland gefallenen Soldaten gedacht werden. Auf Drängen von Marlis Böken wird die Gedenkstätte für alle Bundeswehrangehörigen geöffnet, die im Dienst gestorben sind, gleichgültig wo. Böken ist die Mutter der Soldatin Jenny Böken, die 2008 bei einer Übung auf dem Segelschulschiff Gorch Fock in der Nordsee ertrank. Zwar gibt es für diese Toten mit dem „Ehrenmal der Bundeswehr“ im Berliner Bendlerblock bereits eine Gedenkstätte. Das hält Böken aber nicht für problematisch und hat auch für die Wahl des Orts nur lobende Worte. Durch die Lage im militärischen Sicherheitsbereich ließen sich Schändungen vermeiden.

Das sieht man innerhalb der Bundeswehr ähnlich. Zudem sei der „Wald der Erinnerung“ keine Konkurrenz zum Ehrenmal in Berlin, sondern eine „Ergänzung“, heißt es im Einsatzführungskommando.

Andreas Kaiser

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