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Politik: Bundeswehr-Radaranlagen: Strahlenopfer wollen klagen

An Krebs erkrankte ehemalige Soldaten wollen das Verteidigungsministerium verklagen. Sie glauben, bei der Arbeit an Radaranlagen verstrahlt worden zu sein.

An Krebs erkrankte ehemalige Soldaten wollen das Verteidigungsministerium verklagen. Sie glauben, bei der Arbeit an Radaranlagen verstrahlt worden zu sein. Der Berliner Rechtsanwalt Reiner Geulen, der 540 Betroffene aus Bundeswehr und Nationaler Volksarmee vertritt, setzte dem Verteidigungsministerium am Donnerstag den 28. September als letzte Frist. Bis dahin soll das Ministerium über eine Zusatzrente und Schmerzensgeld für die Opfer entscheiden. Unmittelbar nach Ablauf dieser Frist werde Klage erhoben, kündigte Geulen an. Unabhängig davon bereite er zusammen mit zwei US-Kanzleien Klagen gegen die amerikanischen Herstellerfirmen der Radargeräte vor.

Alle 540 früheren Soldaten sind nach Angaben des "Bundes zur Unterstützung Radargeschädigter" schwer erkrankt, davon 439 an Krebs. Geulen vertritt auch die Hinterbliebenen von 141 Soldaten, von denen einige durch die Strahlenfolgen selbst geschädigt sind. Die Ex-Soldaten starben nach Geulens Angaben in einem Alter von durchschnittlich 43 Jahren.

Geulen hat am Donnerstag einen "vorläufig abschließenden" Bericht an Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) übergeben. Darin sind Berufstätigkeit und Krankengeschichte der Strahlenopfer dokumentiert. Der Jurist erhob schwere Vorwürfe gegen den Minister, der vor zwei Monaten zügige und großzügige Entschädigung versprochen hatte. Tatsächlich sei nichts passiert, sagte Geulen.

Die Betroffenen waren von den 60er Jahren bis Mitte der 80er mit Wartung, Justierung und Instandsetzung von Radargeräten betraut. "Manche bekamen eine Strahlung ab, die pro Stunde 20-Mal so hoch war wie die zulässige Strahlung pro Jahr", sagte Geulen. Dass es zwischen dieser Tätigkeit und der Krebserkrankung einen ursächlichen Zusammenhang gebe, sei "absolut unstrittig", sagte der Strahlenexperte Bernd Ramm vom Medizinportal "Medicine Worldwide". Als Schmerzensgeld sind bis zu 600 000 Mark für Krebserkrankungen und bis zu eine Million Mark für genetische Schäden im Gespräch.

Fatina Keilani

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