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Politik: Bundeswehr: Rotor des Hubschraubers hat versagt

Endgültige Sicherheit über Ursache des Absturzes in Kabul erst im Frühjahr / Ehemaliger CH-53-Pilot kritisiert fehlenden Sandschutz

Berlin. Erste Untersuchungen des Wracks des am Samstag in Kabul abgestürzten Bundeswehrhubschraubers haben bestätigt, dass vermutlich ein technischer Defekt Ursache des Unglücks war. „Es verdichten sich Hinweise auf ein technisches Problem im Getriebe des Hauptrotors“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag. Bei dem Absturz des Transporthubschraubers CH-53 waren sieben Soldaten des deutschen Isaf-Kontingents getötet worden. Ihre Leichen werden frühestens am Mittwoch nach Deutschland überführt. Ort und Zeit der zentralen Trauerfeier sind noch offen.

Die pauschalen Vorwürfe, die 1972 in Dienst gestellten Maschinen seien veraltet, wurden von Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) als ungerechtfertigt zurückgewiesen. Auch Jürgen Meinberg vom Bundeswehrverband, der den CH-53 selbst 22 Jahre geflogen hat, sagte dem Tagesspiegel: „Das Lebensalter sagt nichts über den Zustand der Maschinen aus.“ Auf eine Flugstunde kämen beim CH-53 etwa 50 Wartungsstunden. Die Turbinen würden nicht mehr wie früher nach 175, sondern bereits nach 100 Flugstunden ausgetauscht.

In Wüstenregionen würden die Flüge vor allem durch Sand und Staub erschwert, sagte der Stabshauptmann a. D. Meinberg. Um Verunreinigungen zu verringern, habe man beim UN-Einsatz der Bundeswehrhubschrauber Anfang der neunziger Jahre im Irak neue Anflug- und Landetechniken entwickelt. In Kabul sei dies anders. Die CH-53 flögen aus Sicherheitsgründen tiefer und befänden sich so länger in der Staubfahne. „Amerikaner und Israelis haben bei ihren baugleichen Hubschraubern Staubabweiser vor den Triebwerken installiert. Die Bundeswehr hat darauf verzichtet“, sagte Meinberg. Er betonte, die Heeresfliegertruppe halte einen nachträglichen Einbau für sinnvoll. Einen Zusammenhang zwischen der hohen Staubbelastung in Kabul und dem Absturz wollte er nicht herstellen. „Die Experten werden alle Möglichkeiten untersuchen.“

Auch der Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, zunächst seien detaillierte Untersuchungen nötig. „Erst dann können wir sagen, ob Sand, Öl oder ein fehlerhaftes Teil die Getriebeblockade ausgelöst haben.“ Gesicherte Erkenntnisse würden vermutlich erst im Frühjahr vorliegen.

Meinberg, der als Flugsicherheitsoffizier selbst an Absturzuntersuchungen beteiligt war, kritisierte, dass die Bundeswehr die Hubschrauber noch nicht mit so genannten Voice-Recordern ausgestattet habe, obwohl dies bereits 1994 nach einem Absturz beschlossen worden sei. Ein Voice-Recorder zeichne die letzten 30 Minuten der Gespräche im Cockpit auf. „Das erleichtert die Rekonstruktion sehr.“

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