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Bush-Besuch: Demonstrative Einigkeit in Stralsund

Bei seinem ersten Deutschlandbesuch seit Merkels Amtsantritt haben US-Präsident George W. Bush und Kanzlerin Angela Merkel Einigkeit zur Schau gestellt. Die beiden sprachen über eine Vielzahl von internationalen Problem.

Stralsund - "Ich schätze die Art und Weise, wie die Bundeskanzlerin mit mir spricht", sagte Bush nach seinem Gespräch mit Merkel in der Küstenstadt Stralsund. Dies habe sich auch bei den Beratungen über den Iran gezeigt. Die iranische Führung müsse begreifen, dass die Weltgemeinschaft zusammenhalte und der Iran "keinen Keil" dazwischentreiben könne. Am Abend war ein Grillfest im früheren DDR-Vorzeigedorf Trinwillershagen geplant.

Merkel sagte bei der Pressekonferenz, sie habe mit ihrem Gast ausführlich über internationale Probleme gesprochen, "von denen es leider eine Vielzahl gibt, für die wir uns verantwortlich fühlen". Bei dem Gespräch am Vormittag sei es vor allem um den Iran gegangen, aber auch um die "bedrückende Lage" in Nahost. Bush und sie hätten außerdem über die Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO), über das bevorstehende Gipfeltreffen der G-8-Staaten in Russland, über Nordkorea und Afrika geredet. Es gebe "ein hohes Maß an Übereinstimmung zu gemeinsamer Verantwortung in der Welt".

Bush sagte, er fühle sich außerordentlich geehrt, in diese "wunderbare" Gegend kommen und so freundliche Menschen treffen zu dürfen. Er schätze die "problemorientierte" Art der Kanzlerin, die sich auch bei den Beratungen wieder gezeigt habe. Im übrigen freue er sich auch auf das Grillfest am Abend. Als Merkel ihren Gast am Morgen vor rund tausend ausgewählten Zuschauern auf dem Marktplatz von Stralsund begrüßt und in ihrem Wahlkreis willkommen geheißen hatte, war der US-Präsident sichtlich erfreut: "Wir fühlen uns geehrt, dass wir die Deutschen unsere Freunde und Verbündeten nennen dürfen", sagte er. "Amerikaner und Deutsche stehen Seite an Seite." Die beiden Länder hätten "gemeinsame Werte und gemeinsame Interessen". Sie wollten den Frieden bewahren und die Freiheit voranbringen.

Bush zeigte sich bei seinem kurzen Auftritt auf dem Alten Markt gut gelaunt, scherzte über ein Heringsfass, das er geschenkt bekam, und dankte "dem Bürgermeister für das schöne Wetter". Zusammen mit Merkel ging er an der Absperrung entlang, schüttelte mehreren Zuschauern die Hand und gab Autogramme. An dem Empfang nahmen auch Bushs Ehefrau Laura und Merkels Ehemann, Joachim Sauer, teil.

Eigens in den Wahlkreis eingeladen

Bush hatte sich bei Merkels Antrittsbesuch in Washington im Januar sehr für ihre politische Vergangenheit interessiert, deshalb hatte die Kanzlerin ihn seinerzeit in ihren Wahlkreis eingeladen. Für den US-Präsidenten ist es der dritte Deutschland-Besuch seit seinem Amtsantritt; ihn begleitete dabei auch seine Außenministerin, Condoleezza Rice.

Am Nachmittag besichtigte Merkel mit ihrem Besuch die Nikolaikirche. Später wollte sie mit Bush in Trinwillershagen auf DDR-Zeitzeugen treffen. Zu dem Grillabend waren einige dutzend Gäste eingeladen; es wurde erwartet, dass Bush und Merkel ihre Gespräche dabei in lockerer Atmosphäre fortsetzen würden. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) wurde nach eigenen Angaben erst am Vorabend zu dem Grillfest eingeladen und schlug die Einladung deshalb aus.

Mehrere Hundert protestieren

In Stralsund protestierten mehrere hundert Menschen gegen Bushs Besuch, unter ihnen auch Ringstorffs Stellvertreter, Wolfgang Methling. Bei Bushs anderthalb Tage dauerndem Besuch in Merkels Wahlkreis waren rund 12.500 Polizisten im Einsatz. Bush und seine Frau waren am Vorabend am Flughafen Rostock Laage gelandet und mit dem Hubschrauber nach Heiligendamm gebracht worden, wo sie während ihres Aufenthaltes wohnen.

Bush wollte am Freitagmorgen weiter nach St. Petersburg reisen, wo am Samstag das Gipfeltreffen der G-8-Staaten stattfindet. An dem Treffen der sieben führenden Industriestaaten und Russlands nimmt auch die Bundeskanzlerin teil. (tso/AFP)

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