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Politik: Bush in Europa: Spanien macht dem US-Präsidenten Komplimente

Zum Auftakt seiner fünftägigen Europareise hat US-Präsident George W. Bush versprochen, dass er den Europäern ein treuer und berechenbarer Freund sein werde.

Zum Auftakt seiner fünftägigen Europareise hat US-Präsident George W. Bush versprochen, dass er den Europäern ein treuer und berechenbarer Freund sein werde. "Diese Reise ist für mich eine Gelegenheit, um Freundschaften zu festigen", sagte Bush, der am Dienstagmorgen in Madrid eintraf. Zugleich bekräftigte Bush seine harte verteidigungspolitische Linie. Er wolle an der "nuklearen Bewaffnung festhalten, um den Frieden zu bewahren" und ein neues Raketenabwehrsystem zu entwickeln. Angesichts der "neuen Bedrohungen" in der Welt sei der mit Russland geschlossene Rüstungsbegrenzungsvertrag ABM "obsolet", so der Präsident.

Spanien ist die erste Station der mit Spannung erwarteten Europareise des neuen US-Präsidenten, während der Bush die neuen Leitlinien seiner international höchst umstrittenen Außenpolitik erläutern will. Am heutigen Mittwoch reist der Präsident nach Brüssel zum Nato-Gipfel, um seine Verteidigungspläne vorzustellen. Am Donnerstag kommt Bush in Schweden mit den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union zusammen. Auf dem EU-USA-Treffen wird es vor allem um Bushs Abschied vom Klima-Umweltabkommen gehen. Gespräche mit Polens Regierung und ein Gipfel mit Russlands Staatschef Wladimir Putin am Samstag in Slowenien beschließen das Programm.

Bush und seine Frau Laura waren am Dienstagmorgen von Spaniens König Juan Carlos und Königin Sofia herzlich empfangen worden. Anschließend flog der amerikanische Präsident per Hubschrauber auf eine Finca des spanischen Staates in der Nähe der alten Königsstadt Toledo, wo Bush mit Spaniens Regierungschef José Maria Aznar zu mehrstündigen politischen Gesprächen zusammentraf. Auf der weitläufigen Finca "Quintos de Moro", auf deren 900 Hektar Tausende Wildschweine, Hirsche und Rebhühner leben, fühlte sich der texanische Rancher und begeisterte Jäger Bush so heimisch, dass er sogleich Jacket und Krawatte fallen ließ.

Dort will Spaniens konservativer Regierungschef Aznar Bush von Spaniens transatlantischer Sonderrolle überzeugen. "Spanien und die USA unterhalten eine Beziehung, die unabhängig ist von jener zwischen den USA und Europa", so Spaniens zweitgrößte Zeitung "El Mundo". "Historisch und kulturell ist Spanien die Brücke zwischen dem neuen und dem alten Kontinent."

So bekam Bush denn am Dienstag von offizieller spanischer Seite weniger Kritik, sondern vor allem Komplimente zu hören. Todesstrafe, Umweltdefizite, Aufrüstung in den USA - diese in Europa weithin für Empörung sorgenden Leitlinien der Bush-Regierung waren in Madrid zwischen den beiden Konservativen kein Thema. Die heißen Eisen überließ Aznar den noch kommenden Verhandlungsrunden mit Nato, EU und Russlands Präsidenten Putin. Aznar sprach lieber von parallelen Wirtschaftsinteressen in Lateinamerika. Als Dank erwartet Aznar die Unterstützung der Amerikaner bei der Eroberung internationaler Machtzirkel wie etwa G-8 oder UN. Kritische Töne bekamen Bush und seine 700-köpfige Delegation hingegen von der Straße zu hören. Schon Tage vor dem Besuch marschierten Demonstrantenkolonnen durch Madrid und riefen: "Stop Bush" oder "Klima-Killer". Kommunistenchef Llamazares rügte: "Aznar will wohl in Europa der Repräsentant des Sheriffs Bush werden."

Ralph Schulze

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