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Politik: Bush küsst zurück: Der Republikaner kämpft um seinen Titel als nettester aller US-Präsidentschaftskandidaten

George W. Bush kämpft um seinen Titel als nettester aller US-Präsidentschaftskandidaten.

George W. Bush kämpft um seinen Titel als nettester aller US-Präsidentschaftskandidaten. Seit Al Gore auf dem Demokraten-Konvent in Los Angeles fast vier Sekunden lang mit Frau Tipper knutschte, liegen die beiden Bewerber um das mächtigste Amt der Welt nach Sympathiewerten praktisch gleichauf. Jetzt küsst Bush zurück. Nach langweiligen Debatten über Renten und Steuersenkungen kehrt der US-Wahlkampf zum Wettstreit der Persönlichkeiten zurück.

Ausgerichtet wurde der Titelkampf zwischen Bush und Gore von Oprah Winfrey. Die berühmteste Talkerin der USA lud erst den demokratischen Vizepräsidenten, dann den republikanischen Gouverneur von Texas in ihre Show. Während Gore beteuerte, sein Kuss für Tipper auf dem Konvent sei völlig spontan gewesen ("Es war für mich die natürlichste Sache der Welt"), schritt Bush in der Sendung zur Tat: Sein Busserl für die schwarze Moderatorin katapultierte ihn am Mittwoch auf die Titelseiten. Der Kandidat habe seinen Humor, seine Wärme und seine Liebe zur Familie ungefiltert an die Frau gebracht, jubelte Bush-Sprecherin Karen Hughes. Weil er auf dem Terrain der harten Inhalte nicht voran kommt, versucht der Sohn des ehemaligen Präsidenten George Bush wieder seine Stärken anzuspielen. Bevor Gore auf dem Parteitag sein hölzernes Image abstreifte, flogen die Herzen der Menschen dem Republikaner zu. "Seine persönlichen Qualitäten hatten so viel mit seinem landesweiten Aufstieg zu tun", sagte der republikanische Medienberater Don Sipple der "New York Times". "Er muss sich bemühen, sie zu erhalten."

Babies zu küssen hat im US-Wahlkampf seit der Erfindung des Fotoapparates Tradition. Der Austausch von Zärtlichkeiten mit der eigenen Frau ist hingegen eine Novität. Auch Bush küsst seine Frau bei Wahlkampfveranstaltungen auf den Mund, doch im Fernsehstudio sind der scheuen Laura derartige Intimitäten noch zu peinlich. "Vielleicht sollten wir es mal versuchen", offerierte ihr Mann am Dienstag im TV-Sender Fox. "Hier, auf dem Sender?", fragte die Interviewerin begierig. "Ja, genau", antwortete Bush, bis er nach einem Blick auf seine errötende Frau ein bedauerndes "Nein" hinterher schicken musste.

Der Wahlkampf sei so langweilig, dass die Kandidaten sich etwas einfallen lassen müssten, um auf die Titelseiten zu gelangen, meint der Historiker Allan Lichtman. "Ich würde mich nicht wundern, wenn dies als die Kuss-Kampagne in die Geschichte eingehen wird." Bush wiederum betont, er hoffe, dass letztlich Ideale, Führungsqualitäten und Inhalte die Wahl entscheiden; "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute in Amerika ihre Entscheidung aufgrund eines Kusses treffen."

Elly Junghans

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