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Politik: Bush will Wolfowitz als Weltbank-Präsident

Der bisherige US-Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz soll nach dem Willen von Präsident George W. Bush neuer Präsident der Weltbank werden. Wolfowitz würde die Nachfolge von James Wolfensohn antreten, der seinen Posten Ende Mai aufgeben will.

Washington (16.03.2005, 17:00 Uhr) - US-Präsident George W. Bush nominierte den bisherigen Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz am Mittwoch offiziell für das Amt des Weltbank-Präsidenten. Das teilte das Finanzinstitut in Washington mit. Zurzeit seien Konsultationen mit den Weltbank-Mitgliedsländern im Gange.

Bush selbst würdigte Wolfowitz am Mittwoch auf einer Pressekonferenz als einen «anständigen Mann mit Herz», der der Entwicklungspolitik verpflichtet sei und in seiner Karriere stets Brillantes geleistet habe. Er werde ein guter Weltbank-Präsident sein, versicherte Bush weiter.

Wolfowitz, der zu den stärksten Befürwortern des Irakkriegs in der US-Regierung zählt und als äußert brillanter Denker gilt, würde die Nachfolge von James Wolfensohn antreten. Wolfensohn (71) hatte angekündigt, dass er den Posten nach Ablauf seiner Amtszeit Ende Mai aufgeben will.

Wolfowitz muss zwar offiziell von allen 184 Mitgliedstaaten der in Washington ansässigen Weltbank, dem größten Kreditgeber für Entwicklungsprojekte weltweit, bestätigt werden. Experten sehen darin jedoch lediglich eine Formalität. Traditionsgemäß schlagen die USA, mit einem Stimmenanteil von 16,4 Prozent gewichtigstes Mitglied der Weltbank, deren Präsidenten vor. Im Gegenzug sind die Europäer bei der Bestimmung des Direktors des Internationalen Währungsfonds (IWF)federführend. Zweitstärkstes Weltbank-Mitglied ist Japan (knapp 7,9 Prozent), gefolgt von Deutschland (4,5) sowie Großbritannien und Frankreich (jeweils 4,3).

Wolfowitz, der Sohn eines polnischen Juden, gilt seit längerem als Bushs «Traumkandidat». Erst vor Kurzem hatte das Pentagon aber noch erklärt, das Verteidigungsministerium könne und wolle auf Wolfowitz nicht verzichten.

Wirtschafts- und Militärexperten wiesen am Mittwoch darauf hin, dass sich Wolfowitz, der früher unter anderem Botschafter in Indonesien war und insgesamt über weit reichende Asien-Kenntnisse verfügt, im Pentagon intensive Management-Erfahrungen gesammelt habe. Im Pentagon, dem größten US-Ministerium, sind fast 700.000 Zivilisten beschäftigt. Hinzu kommen die Streitkräfte in einem Umfang von fast 1,3 Millionen Uniformierten. Sein Umgang mit diesem Riesenapparat werde Wolfowitz als Weltbank-Präsident zugute kommen, zitierte die Wirtschaftsagentur Bloomberg am Mittwoch einen Regierungsbeamten. Wolfowitz habe sich als starke Führungspersönlichkeit mit Intellekt und Mut zum Handeln herauskristallisiert.

Politisch zählt Wolfowitz zu den größten «Falken» der US-Regierung. Er gilt als Hauptdrahtzieher des Irakkrieges. In seiner Umgebung heißt es, dass er eine Militäraktion bereits ins Gespräch brachte, als Bush selbst noch gar nicht daran dachte. Wolfowitz gilt zugleich als der wahrscheinlich stärkste strategische Denker der US-Regierung. Er studierte zunächst Mathematik, bevor er in die Politikwissenschaft übersiedelte. Im Laufe seiner Karriere hatte er zunehmend bedeutende Posten im Außenministerium, im Pentagon und im Ausland inne.

Nach Ansicht von Experten könnte Wolfowitz versuchen, die Hauptzielrichtung der Weltbank zu ändern. Das heißt, die Einrichtung könnte zu ihrer früheren traditionellen Hauptrolle als Kreditinstitut zur Finanzierung großer Infrastrukturprojekte zurückkehren, sagte Analyst Alan Meltzer der Agentur Bloomberg. Auf der anderen Seite könnte dann die Praxis der Darlehensvergabe zum Nullzinstarif eingeschränkt werden. (tso) ()

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