zum Hauptinhalt
Setzten sich gegen Michael Gove durch: Theresa May und Andrea Leadsom. Eine von ihnen wird Premierministerin.

© AFP

Cameron-Nachfolge nach dem Brexit-Votum: Zwei Frauen setzen sich durch - Theresa May und Andrea Leadsom

Im Rennen um die Nachfolge von Tory-Parteichef und Premier Cameron haben sich zwei Frauen für die endgültige Wahl durch die Parteibasis durchgesetzt: Theresa May und Andrea Leadsome.

Sie sei „hocherfreut“, sagte Theresa May am Donnerstagabend, als sie vor der Presse im Hof des britischen Parlaments ihre Führung bei der Abstimmung über die Finalkandidaten der britischen Konservativen feierte. In der zweiten Wahlrunde für das Amt des Tory-Parteivorsitzenden erhielt May 199 von 329 abgegebenen Stimmen. Fast zwei Drittel aller konservativen Abgeordneten wollen die langjährige Innenministerin als Vorsitzende und Premierministerin. Ihre Rivalen Andrea Leadsom und Michael Gove erhielten nur jeweils 84 und 46 Stimmen.

Nach der ersten Runde, die May mit 165 Stimmen gewonnen hatte, hatten sowohl Ex-Verteidigungsminister Liam Fox, der als Verlierer ausschied, als auch Arbeitsminister Stephen Crabb, der auf dem vorletzten Platz eigentlich hätte vorrücken können, ihre Unterstützung für May verkündet. Auch die "Daily Mail", Großbritanniens zweitgrößtes Blatt, unterstützt ihre Kandidatur. Und obwohl sich May als einzige der verbliebenen Kandidaten für einen Verbleib Großbritanniens in der EU eingesetzt hatte, allerdings nur zurückhaltend, kündigte sie an, das Ergebnis umsetzen zu wollen – “Brexit ist Brexit”. May gilt als versöhnende Kandidatin nach dem EU-Referendum, das besonders die konservative Partei tief gespalten hatte.

Andrea Leadsoms liegt auf dem zweiten Platz. Sie und Theresa May sind nun auserwählt, sich dem abschließenden Votum der Parteibasis zu stellen. Leadsom konnte ihr Ergebnis gegenüber dem vergangenen Durchlauf um 18 Stimmen verbessern. Noch am Morgen hatte die Energie-Staatssekretärin bei einer Wahlkampfveranstaltung vor ihren Fans gesprochen. Sie sehe es als ihre Aufgabe, auf das „großartige Potential“ Großbritanniens aufmerksam zu machen. „Ich will Wohlstand, nicht Austerität“, sagte sie und widersprach damit plakativ der Politik der derzeitigen Regierung. Ganz in Übereinstimmung mit ihrem Kampagnen-Hashtag #freshstart gab Leadsom sich positiv und optimistisch. Es gäbe keinen Grund, sich vor dem Brexit zu fürchten, versicherte die ehemalige Bankerin. „Lasst uns die Pessimisten verbannen“, rief sie ihren jubelnden Unterstützern zu. Einen detaillierten Plan legte die Politikerin in ihrer Rede nicht vor. Anders als Michael Gove und Theresa May bekleidet Andrea Leadsom jedoch kein Ministeramt. Kritiker bezweifeln, dass sie genug Erfahrung für die Aufgaben als Parteivorsitzende und Premierministerin hat.

Unfreiwillig komische Szenen

Nach der Veranstaltung kam es zu unfreiwillig komischen Szenen, als sich Unterstützer von Andrea Leadsom geschlossen und lautstark zu einem „Marsch aufs Parlament“ zusammenfanden. „Was wollen wir? Andrea Leadsom als Vorsitzende!“ und „Wann wollen wir das? Jetzt!“, rief die Gruppe, als sie sich auf dem Gehweg in Richtung des britischen Unterhauses bewegte.

Der große Verlierer in dieser Wahlrunde ist Michael Gove, der große Intrigant, der sich gegen Boris Johnson gestellt hatte. Anders als May und Leadsome, die ihre Ergebnisse im Vergleich zum ersten Wahlgang verbessern konnten, hat der Justizminister sogar zwei Unterstützer verloren. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte er im Hof des Parlaments, sprach aber dann beiden verbliebenen Kandidatinnen sein Vertrauen aus.

Grund für Goves schlechtes Abschneiden könnte eine SMS sein, die sein Wahlkampfleiter vor wenigen Tagen an Theresa Mays Unterstützer verschickt hatte. In dieser forderte er die Abgeordneten dazu auf, in der zweiten Runde Michael Gove zu unterstützen, um so ein Vorrücken Leadsoms zu verhindern. In der letzten Runde wählt die Basis. Deshalb, schrieb Boles in seiner SMS, fürchte er, dass die rund 150.000 Parteimitglieder für Leadsom stimmen könnten. Die Staatssekretärin will den schnellen Brexit und ist vor allem beim rechten Flügel der Partei beliebt.

Die SMS-Affäre warf einmal mehr ein schlechtes Licht auf Justizminister Gove. Erst vor einer Woche hatte er Boris Johnson, den vorherigen Favoriten für das Amt des Premier, durch eine Kandidatur in letzter Minute abgesägt. Bis dahin hatten beide Seite an Seite für den Brexit gekämpft. Und obwohl Gove sich auf sein Gewissen berief, wurde seine Kandidatur mit dem Verhalten Frank Underwoods, des Protagonisten der US-Serie „House of Cards“ verglichen. Ein TV-Moderator bezeichnete ihn sogar als „politischen Serienmörder“.

Das Ergebnis der Wahl wird am 9. September feststehen. Dann wählen die Mitglieder. Sicher ist jetzt aber schon eines: Der nächste Premierminister Großbritanniens ist eine Premierministerin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false