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CSU-Chef Horst Seehofer setzt sich deutlich vom Kurs der Kanzlerin ab.

© Christof Stache/AFP

Casdorffs Agenda: CSU macht das Geschäft der Anderen

Es ist falsch, das nachzubeten, was andere falsch vorgemacht haben. In der Flüchtlingspolitik aber tut die CSU genau das. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die CSU spaltet die Gesellschaft. Mit ihren Forderungen nach Obergrenzen für Flüchtlinge oder einer Bevorzugung von Zuwanderern aus dem christlich-abendländischen Kulturkreis trägt die Partei zu noch größerer Polarisierung bei und betreibt das Geschäft der Rechtspopulisten von der AfD. Es ist falsch, das nachzubeten, was andere falsch vorgemacht haben.

Eine Bevorzugung christlicher Flüchtlinge wäre genau das Gegenteil dessen, worum es Christen gehen muss: Begegnungsräume schaffen und einander kennenlernen. Christen unterscheiden nicht nach Herkunft, Rasse oder Religion. Wer die „christlich-abendländische Tradition“ verteidigen will, muss den Werten des Grundgesetzes Raum geben und der Menschenwürde jedes Einzelnen Geltung.

Wenn die CSU das Grundgesetz ernst nimmt, kann sie keine Obergrenze verlangen. Das lässt das Asylrecht nicht zu. Von einer Politik und Rhetorik der Scharfmacherei wird die CSU nicht profitieren. Starker Tobak? Scharfe Worte? Nun, der da so denkt und spricht, ist der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Und der ist anerkanntermaßen ein Christsozialer.

Einen guten Morgen wünscht
Ihr Stephan-Andreas Casdorff, Tagesspiegel-Chefredakteur

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