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Zwei bekannte Parteimitglieder, die sich von der CDU abgewandt haben: Alexander Gauland und Erika Steinbach.

© picture alliance/Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Casdorffs Agenda: Die CDU hat ein Abwanderungsproblem

Konservative in der Union verlassen die Partei - in Richtung AfD. Mit Diskussion und Argumenten wären sie zu halten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die CDU hat ein Einwanderungs- und ein Abwanderungsproblem. Das Einwanderungsproblem ist, dass es nach Jahren der Debatte immer noch kein tragfähiges Gesetz dafür gibt, obwohl Deutschland das braucht. Es hätte schon längst zur Befriedung beitragen können, im Land und in der Partei – und wahrscheinlich die Abwanderung von der CDU gestoppt: die zur AfD. Denn ein wesentlicher Begründungszusammenhang für deren Entstehen und Erstarken ist der Topos der „ungesteuerten Zuwanderung“.

Unabhängig davon, wie man dieses Thema bewertet – den Konservativen in der CDU die Tür zu weisen, anstatt sie mit Diskussionen und guten Argumenten zu fordern und auf diese Weise zugleich zu halten, hat sich inzwischen als strategischer Fehler herausgestellt. Das war der Fall beim „Berliner Kreis“, dem seinerzeit ein gewisser Alexander Gauland angehörte; und weil der vom damaligen CDU-Generalsekretär, dem erklärten Moderaten Hermann Gröhe, gering geschätzt wurde, ging er grollend.

Ähnliches passiert gerade wieder. Anstelle die Werte-Union wahrzunehmen, um sie einzunehmen, wird sie von der CDU-Führung ausgegrenzt. Aus Fehlern wird man klug – von wegen. Wer sich seiner Argumente und Haltung sicher ist, hat aber keine Angst vorm Konservativen. So wird der Begriff immer weiter abgewertet: Konservativ = rechts = radikal = AfD. Da muss sich die CDU über Abwanderung nicht weiter wundern.

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