zum Hauptinhalt
Angela Merkel (CDU) mit Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag und mit Grünen-Chef Cem Özdemir (r)) vor den Sondierungsgesprächen.

© dpa

Casdorffs Agenda: Die Schwampel-Sondierungen

Was für den einen ein Richtwert ist, ist für den anderen eine Obergrenze. Popanze, wohin man schaut. Ein Kommentar.

Popanz - so nennt das Lexikon eine vermeintliche oder überschätzte Bedrohlichkeit. Gemeint sein kann auch eine Person, die sich "willenlos gebrauchen und alles mit sich machen lässt“, zugleich aber den Eindruck von Macht und Selbstbestimmtheit zu erwecken versucht. Alles das passt nur zu gut auf die Schwampel-Sondierungen zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen.

Ein Popanz ist die CSU-Behauptung von einer massenhaften, völlig ungesteuerten Zuwanderung, der nur mit einer Obergrenze von 200.000 pro Jahr begegnet werden kann. Bloß: Es kommen in diesen Zeiten gar keine 200.000, sondern weit weniger. 180.000 sind es, und von denen gehen viele zurück, bis zu 60.000. Also ist da noch eine Menge Luft nach oben. Deswegen brauchen sich die Grünen auch gar nicht weiter aufzupumpen.

Zumal bei einer Krisensituation wie 2015 sowieso neu nachgedacht werden muss. Sagt auch die CSU. Also: Die Grünen können zustimmen, wenn nur halt der Begriff "Obergrenze" nicht fällt. Soll er ja auch nicht, jedenfalls nicht in einem Koalitionspapier. Da kann die CSU sagen, was sie will, in zweierlei Hinsicht: Was für den einen ein Richtwert ist, ist für den anderen eine Obergrenze. Popanze, wohin man schaut.

Casdorffs Agenda erscheint jeden Morgen in der Morgenlage, dem Newsletter für Politik- und Wirtschaftsentscheider, den Sie hier kostenlos abonnieren können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false