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Ein Wegekreuz in der Nähe des Berges "Höchsten" bei Illmensee in Baden-Württemberg. (Symbolbild)

© Felix Kästle/dpa

Casdorffs Agenda: Missbrauch in der Kirche geht auch den Staat etwas an

Die Bischofskonferenz stellt am Dienstag eine Studie zu sexuellem Missbrauch in der Kirche vor. Sie muss Auftakt zur Selbstreinigung sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Kirchliche Missbrauchsfälle: nur eine Angelegenheit der Kirche? Weiß Gott nicht. Ist die Gesellschaft als Ganzes betroffen, muss der Staat sich kümmern. Das sagt der Bundesbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig, und seine muss eine allgemeine Forderung werden. Denn nötig ist konkrete Zusammenarbeit in Form von Verträgen zwischen Bund, Ländern und Kirchen. Die sollen ein Recht auf Akteneinsicht für Missbrauchte schaffen, Ermittlungs- und Zugangsbefugnisse – und Ansprüche auf Entschädigung regeln.

Das wird die katholische Kirche besonders treffen. Weil nicht alle Diözesen wohlhabend sind. Dafür aber sind einige sehr reich, deshalb hält sich das Mitleid in engen Grenzen. Sie müssen ihre Arbeit ohnedies anders organisieren, offener, zumal in diesen Zeiten, da die Menschen immer weniger gläubig sind und die Bindekraft der Kirchen nachlässt.

Umso mehr müssen die katholischen Geistlichen daran arbeiten, wieder als Würdenträger im Wortsinn angenommen zu werden. Sie müssen dokumentieren, dass die heute vorzulegende Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ Auftakt zur Selbstreinigung ist. Selten war die Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz so wichtig: Weiteren Vertrauensverlust darf sich niemand leisten. Gerechtigkeit und Reformen sind Pflicht. Notfalls muss der Staat nachhelfen. Es ist auch seine Angelegenheit.

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