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Fußballfans unter einen überdimensionalen Deutschlandflagge bei einem WM-Qualifikationsspiel in Nürnberg.

© Peter Kneffel/dpa

Casdorffs Agenda: Was ist das heute: Nation?

In der Debatte um ein neues Einwanderungsgesetz bestimmen die Vereinfacher den Ton. Dabei muss denen etwas entgegengesetzt werden, die den Begriff "Nation" nationalistisch verwenden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wer sind wir? Was macht uns aus? Was über Sprache hinaus hält uns zusammen? Was ist das heute: Nation? Diese Fragen stellt Horst Seehofer – auch. Nicht so direkt, aber verbunden mit seiner Haltung zu den Flüchtlingen, die es zu „uns“ geschafft haben.

Wobei sich auch hier schon wieder zeigt, worin die Unterschiede liegen. Die einen sagen Flüchtlinge, die anderen „Zufluchtsuchende“. Dahinter steht ein staatspolitisches, ja staatsphilosophisches Thema, nämlich die Vorstellung davon, wie viel Einfluss von außen, von anderen und anderem, ein Staatsvolk aufnehmen kann und soll. Ob es diese Form von Veränderung vielleicht sogar braucht, wie es in zurückliegenden Jahrhunderten auch immer wieder vorgekommen ist.

Deutschland in seiner Verfasstheit heute hat viel vom Zuzug der Vergangenheit profitiert. Und hier zeigt sich das Problem: Weil über Jahre, sogar Jahrzehnte die Entscheidung über ein Einwanderungsgesetz gemieden wurde, verläuft die Debatte jetzt ungeordnet, zugespitzt, und die Vereinfacher bestimmen den Ton.

Sprache! Schon hier muss jeder Vertreter der Bundesregierung denen etwas entgegensetzen, die den Begriff „Nation“ nationalistisch verwenden. Da gilt das Präsidentschaftsmotto von Johannes Rau: immer Patriot, nie Nationalist. Sage keiner, dass sich aus diesem Satz keine aktuelle Politik entwickeln lässt. Auch eine, die Horst Seehofer vertreten kann.

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