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Castor-Protest: Polizei löst erste Blockade auf

In der Nacht zum Freitag ist der Protest im Wendland losgegangen: Mit Traktoren und einer Feuertonne haben Atomkraftgegner in Metzingen die Bundesstraße 216 gesperrt. Laster und Autos standen in langen Reihen.

Per Lautsprecher forderten Polizisten die Protestierenden auf, die Straße zu räumen. Andernfalls müsse "unmittelbarer Zwang" angewendet werden. Die Beamten sprachen Platzverweise aus und stellten die Identität einiger Atomkraftgegner fest. Als die Demonstranten die Straße nicht räumen, rücken Polizisten vor. Sie drängen die Demonstranten weg und beenden die erste Blockade des diesjährigen Castor-Protests.

Am Freitagmorgen zogen dann 600 bis 1200 Schüler durch die Stadt Lüchow. "Je länger eure Laufzeit, desto größer unser Zorn", war das Motto der Demonstration, die von zahlreichen Polizeifahrzeugen begleitet wurde. Die Schüler verteilten gelbe Handzettel und forderten Passanten zum Protest gegen den Castor auf. Zahlreiche Autos am Straßenrand verzierten sie mit knallgelben Flyern. Genervt zupften Fahrer die Zettel ab. "Hier ist doch sowieso jeder gegen den Castor", schimpfe ein Mann. "Was soll denn das?"

Die Schüler liefen friedlich hinter einigen Traktoren her. Polizisten lehnten entspannt an ihren Fahrzeugen und schauten ihnen hinterher. "Das Schlimmste ist der ewige Regen", sagte ein Beamter. Immerhin versprechen die Meteorologen im Radio, dass am Sonntag, wenn der Castor-Zug hier eintreffen soll, die Sonne scheinen soll.

Die Schülerdemo und die sogenannte "Landmaschinenschau in Metzingen", das Aufrollen  zahlreicher Traktoren, sind traditionell der Auftakt der Proteste im Wendland.

Die Gegner wollen den Zug mit den Castor-Behältern, der inzwischen vom nordfranzösischen Valognes aus gestartet ist, nicht nur aufhalten, sondern erreichen, dass er nach Frankreich zurückkehren muss.

Polizisten fanden an Gleisen versteckte Pyramiden aus Beton, die wohl am Sonntag auf die Gleise geschoben werden sollten. Aktivisten bringen an den Landstraßen derweil weitere gelbe Kreuze und Plakate an. Zwei grauhaarige Männer halten ein Plakat, das vor dem Strahlentod warnt, in die Höhe, während ein Dritter mit einem Akkuschrauber hantiert. Einige Meter weiter steht ein Jeep der Polizei. Zwei Beamte schauen den Handwerkern zu. In Dannenberg schlagen Männer am Straßenrand vor McDonald’s Pfähle für Schilder in den Boden. Sie zeigen an, wo die große Demonstration stattfinden wird.

Laster der Polizei bringen hunderte Absperrgitter in Sammellager. Und in Gorleben haben Beamte damit begonnen, Gullideckel zu versiegeln. Überall in der Region sind Polizisten unterwegs. Angaben zu deren Zahl schwanken zwischen 17.000 und 20.000. Die Gewerkschaft der Polizei und die Bundespolizei rufen die Demonstranten zu friedlichen Protesten auf und fordern, dass sich alle an die Gesetze halten. Die Initiative "Castor Schottern", die mit Tausenden Teilnehmern das Gleisbett zerstören will, stellt am Mittag ihren Aktionsplan vor.

"Noch ist alles ruhig", sagt ein Polizeisprecher. Damit dürfte es aber spätestens am Freitagabend vorbei sein. Tausende Atomgegner sind schon in der Region eingetroffen. Die Veranstalter rechnen am Samstag mit der größten Anti-Castor-Demonstration aller Zeiten.  

Quelle: Zeit Online

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