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Politik: Castor: Scharfe Töne gegen Blockierer

Mit einer spektakulären Schienenblockade haben Atomkraftgegner den Transport der sechs Castor-Behälter nach Gorleben am Mittwoch einen Tag aufgehalten. Die vier Mitglieder der Organisation Robin Wood hatten sich nahe dem Ort Süschendorf an Metallstangen gekettet, die in einen Betonblock eingegossen waren.

Mit einer spektakulären Schienenblockade haben Atomkraftgegner den Transport der sechs Castor-Behälter nach Gorleben am Mittwoch einen Tag aufgehalten. Die vier Mitglieder der Organisation Robin Wood hatten sich nahe dem Ort Süschendorf an Metallstangen gekettet, die in einen Betonblock eingegossen waren. Mit Presslufthämmern stemmte die Polizei die drei Männer und ein 16-jähriges Mädchen frei. Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Fritz Kuhn sagten derweil ihre Reise in das Wendland ab. Schily drohte den Blockierern mit Klagen. Die Bundesregierung kündigte weitere Transporte an.

Der Zug mit den mit Atommüll beladenen Castor-Behältern kehrte in den wenige Kilometer entfernten Bahnhof von Dahlenburg zurück. Die Castoren werden wegen der Blockade wohl erst am Donnerstag in Gorleben eintreffen. "Es ist ein unglaublicher Erfolg, dass der Castor den Rückwärtsgang einlegen musste", freute sich ein Atomkraftgegner, der sich die Hände bei den herrschenden Minustemperaturen an einem Becher heißen Tees wärmte. Das habe es in der Geschichte der Transporte nie gegeben. Als die 16-Jährige von Sanitätern auf einer Trage die Bahnböschung hinaufgetragen wurde, brachen die Demonstranten in Jubel aus.

Das Umladen der Castoren in Dannenberg auf Schwerlaster und die Strahlenmessung an den Behältern dauern mehrere Stunden. Da die Polizei den Transport auf der Straße nach Gorleben nicht nachts fahren lassen will, zeichnete sich einer Verzögerung um mindestens einen Tag ab. Nach Polizeiangaben musste noch das Bahnstück repariert werden, bevor der Zug weiterfahren konnte.

Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Fritz Kuhn sagten ihre Reise zu den Castor-Transporten im Wendland ab. Hintergrund seien logistische Probleme wegen der unübersichtlichen Lage in der Region, sagte Parteisprecher Hans Languth am Mittwoch. Die von Kuhn und Roth geplanten Gespräche mit Vertretern der Bürgerinitiativen seien nicht mehr möglich, weil "alles in Bewegung" sei. Kuhn und Roth wollten den Meinungsaustausch mit den Protestierern suchen und für den Atomkonsens der Bundesregierung werben. Roth verteidigte die Transporte, die wegen des Atomkonsenses mit der Industrie und aus völkerrechtlichen Grünen nötig seien. An die Adresse der Atomkraftgegner, die die Grünen heftig kritisierten, sagte sie: "Wir hätten den Müll auch, wenn wir schneller aussteigen würden." Die Fraktionsvorsitzende der niedersächsischen Grünen, Rebecca Harms, forderte, die Pläne für einen Ausbau Gorlebens zu einem Endlager zu beenden. Sie forderte die Bundesregierung auf, "sich mit der Enttäuchung der Menschen und dem Gorleben-Konflikt vor Ort zu beschäftigen".

Unterdessen erklärte die Bundesregierung, sie werde auch künftig Castor-Transporte genehmigen. "Wir sind rechtlich dazu verpflichtet", sagte ihr Sprecher Uwe-Karsten Heye. Innenminister Schily sagte, er wolle die bei der Behinderung des Castor-Transportes entstandenen Schäden bei den Verursachern zivilrechtlich geltend machen.

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