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Politik: CDU-Krisensitzung: Was der PR-Berater der Wiener Regierung der CDU rät

Werber, wenn sie über Politiker reden, unterscheiden drei Typen. Kategorie eins: Politiker wie Jürgen Möllemann, die sich von selbst verkaufen.

Werber, wenn sie über Politiker reden, unterscheiden drei Typen. Kategorie eins: Politiker wie Jürgen Möllemann, die sich von selbst verkaufen. Kategorie zwei: Politiker wie Rudolf Scharping, die gemeinhin als unverkäuflich gelten. Beide Politikertypen betreuen Werbeagenturen aus naheliegenden Gründen nicht so gerne: Bei Punkt zwei kann man nichts gewinnen, und bei Punkt eins hat man nichts zu tun, kann also auch nichts gewinnen. Bleibt Kategorie drei, die CDU von Angela Merkel.

Die CDU also: unter Kanzler Helmut Kohl ganz klar Kategorie eins. Weil die Partei "sich selbst verkaufen" aber auch schon einmal gerne im engeren Wortsinn verstanden hat, spielte die CDU nach Kohl in der "Unverkäuflich"-Liga. Angela Merkel, da sind sich PR-Experten einig, hat Potenzial. Nur: Was soll sie verkaufen? Und wie?

In Deutschland rätseln die Experten noch darüber, in Österreich gibt es einen Mann, der einige Erfahrung mit kommunikationstechnischen Härtefällen hat. Wolfgang Rosam heißt der Mann, ist Chef von "Publico", der größten österreichischen PR-Agentur, und betreut zur Zeit das verkaufstechnisch schwierigste Produkt Europas: Die österreichische Bundesregierung von Wolfgang Schüssel und Jörg Haider.

Zu Merkel fällt ihm Folgendes ein: "In der Öffentlichkeit wird sie als besonders ehrliche Politikerin wahrgenommen. Sie gilt als seriös. Das wurde bisher zu wenig verkauft." Bei der CDU sieht der Wiener vor allem ein Problem: "Merkel gilt immer noch als Ziehtochter von Kohl, die am Gängelband hängt. Dagegen wird nichts unternommen. Man weiß nicht, wie stark die Frau wirklich ist. Die Wähler fragen sich zu Recht, wie sie Deutschland regieren möchte, wenn sie noch nicht einmal die eigene Partei im Griff hat."

Rosam rät der CDU deshalb, rund um Merkel möglichst rasch ein "Schattenkabinett" aufzustellen: "Dann sind die Rollen klar verteilt, und die Wähler haben eine klare personelle Ansage, was die CDU zu bieten hat."

Besonders störend findet der Wiener, dass die CDU im Moment werbetechnisch zu sehr die Frau Merkel in den Vordergrund stellt. Rosam: "Das ist sinnlos, denn das Merkel eine Frau ist, sieht ohnedies jeder, das muss man niemand erklären." Die "mangelnde Telegenität" von Angela Merkel empfindet Rosam indes als Vorteil: "Es gibt zu viele Politiker, die nur darauf trachten, im Fernsehen richtig rüber zu kommen. Da hebt sie sich wohltuend ab."

Markus Huber

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