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CDU-Wirtschaftsratschef Lauk: "Union muss Profil gewinnen"

Der Präsident des CDU-Wirtschaftsrates, Kurt Joachim Lauk, drängt die Union und Kanzlerin Merkel schon lange zu einer klar konservativen und wirtschaftliberalen Positionierung.

Welche Lehre muss die CDU aus dem CSU-Debakel in Bayern ziehen, Herr Lauk?

Nach der Bayern-Wahl müssen wir uns alle eingestehen: Wenn Volksparteien in einer großen Koalition regieren müssen, lässt ihre Bindewirkung dramatisch nach. Der Profilverlust für alle Beteiligten wird so groß, dass die jeweiligen Anhänger in Scharen zu kleinen Parteien abwandern oder ins Lager der Nichtwähler wechseln.

Welche Konsequenzen halten Sie für erforderlich?

Die Union muss die verbleibende Zeit der großen Koalition nachhaltig dafür nutzen, Profil zu gewinnen. Wenn sie das versäumt, droht ihr im Bund ein ähnliches Schicksal wie der CSU in Bayern. Sie wird erheblich an die FDP und das Heer der Nichtwähler verlieren, womöglich auch an freie Wähler, die sich entschließen könnten, bundesweit anzutreten.

Wie stellen Sie sich eine solche Profilierung vor?

Wir müssen dafür sorgen, dass sich die bürgerlichen Wähler vom Staat nicht länger ungerecht behandelt fühlen. Die Themen liegen auf der Hand. Die Union muss für ein einfaches und klares Steuersystem kämpfen. Und natürlich müssen die Koalitionspläne zur Erbschaftsteuerreform grundlegend überarbeitet werden. In der jetzigen Form handelt es sich um ein bürokratisches Monster, das so nicht kommen darf. Diesen Unsinn darf die CDU nicht mitmachen, denn dafür würde sie von ihren Wählern massiv bestraft werden.

Auf viele konservative Unionswähler wirkt auch die moderne Familienpolitik von Ursula von der Leyen abschreckend. Hat die Merkel-CDU ihre Klientel überfordert?

Im Kern führt an von der Leyens Familienpolitik kein Weg vorbei. Gut ausgebildete Frauen, die Kinder haben und arbeiten gehen wollen, müssen dafür die Möglichkeiten erhalten. Außerdem muss eine aufgeklärte Volkspartei zur Kenntnis nehmen, dass frühkindliche Bildung in Hort und Kindertagesstätte für die Entwicklung von Kindern von großer Bedeutung ist. Noch haben viele ältere Unionswähler Schwierigkeiten mit dem modernen Frauen- und Familienbild. Wir werden ihnen unsere Politik besser erklären müssen.

Die Umfragewerte der Kanzlerin liegen weit über denen der CDU. Warum profitiert die Partei nicht von Frau Merkels Popularität?

Weil eine Person allein nicht für das Profil einer Partei sorgen kann. Damit die Union im Bundestagswahljahr wieder besser erkennbar wird, müssen wir Frau Merkel Vertreter der konservativen Strömung in der Partei sowie des wirtschaftsliberalen Flügels zur Seite stellen.

Die Fragen stellte Stephan Haselberger.

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