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Chaotische Auszählung: Wahlergebnisse aus dem Irak - al-Maliki vorn

UPDATE Neun Tage nach der Parlamentswahl im Irak liefern sich Ministerpräsident Nuri al-Maliki und sein schärfster Konkurrent, der frühere Regierungschef Ijad Allawi, ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach dem bisherigen Stand liegt al-Maliki knapp vorne.

Wie die Hohe Wahlkommission des Landes am Dienstagabend in Bagdad mitteilte, beträgt der Abstand zwischen Malikis Parteienbündnis „Rechtsstaat“ und der „Irakischen Nationalbewegung“ Allawis landesweit nur noch wenige tausend Stimmen. Maliki präsentierte sich im Wahlkampf als starker Mann, der vor allem für mehr Sicherheit im Lande sorgen will. Allawi, ein säkularer Schiit, führt ein überkonfessionelles Bündnis an, dem auch zahlreiche sunnitische Persönlichkeiten angehören. Abgeschlagen auf dem dritten Platz folgen die schiitisch-religiösen Parteien der „Irakischen Nationalallianz“.

Ausgezählt sind landesweit inzwischen vier Fünftel aller Stimmen. Das offizielle Endergebnis der chaotischen und extrem langsamen Prozedur jedoch wird erst in einigen Tagen erwartet. Immer wieder kam es im Rechenzentrum der Hohen Wahlkommission in der Grünen Zone zu Computerabstürzen, erregten Zwischenfällen und Pannen. Fälschungen und Manipulationen allerdings scheinen sich bei der zweiten Parlamentswahl nach dem Sturz von Saddam Hussein in Grenzen zu halten. Nach Angaben von Faraj al-Haidari, dem Chef der Wahlkommission, gingen diesmal nur etwa halb so viele Beschwerden ein wie bei den Provinzwahlen im Januar 2009. Am 7. März hatten 62,4 Prozent der insgesamt 18,9 Millionen Wahlberechtigen ihre Stimme abgegeben und sich nicht von den zahlreichen Raketenangriffen und Bombenanschlägen einschüchtern lassen. Stimmberechtigt waren auch 1,4 Millionen Auslandsiraker in 16 Nationen.

Nach dem bisherigen Stand liegt Nuri al-Maliki in sieben der 18 irakischen Provinzen vorne, sein Konkurrent Allawi führt in fünf Provinzen, darunter Kirkuk und Niniveh mit der Hauptstadt Mosul. Die religiös-schiitischen Parteien und die kurdische Allianz konnten jeweils in drei Provinzen die Abstimmungen gewinnen. Maliki allerdings dominiert in den beiden wichtigsten Städten Bagdad und Basra, wo mit 94 Mandaten mehr als ein Viertel aller 325 Parlamentssitze zu vergeben ist. Trotzdem geht der bisherige Amtsinhaber mit einer schweren politischen Hypothek in mögliche Koalitionsgespräche. Denn Maliki billigte vor der Wahl ausdrücklich die umstrittene Disqualifizierung von rund 500 sunnitischen und schiitischen Kandidaten – darunter mehrere sunnitische Spitzenpolitiker - durch eine obskure Ent-Baathifizierungskommission. Vielen möglichen Koalitionspartnern hat er damit vor den Kopf gestoßen, die sich nun mit seinem schärfsten Konkurrenten Allawi verbünden könnten. Dessen Partei gab bereits bekannt, man habe sowohl mit den schiitisch-religiösen also auch mit den kurdischen Parteien erste „sehr gute und positive Gespräche“ geführt.

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