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Politik: Chens Bruder meldet sich aus Heimatort

Peking - Als der Bruder des blinden chinesischen Bürgerrechtlers Chen Guangcheng am Wochenende einen Tag lang nicht zu erreichen war, war die Aufregung groß. „Wir sind nicht sehr optimistisch“, sagte der Rechtsanwalt Liu Weiguo, „auch Guangcheng macht sich Sorgen.

Peking - Als der Bruder des blinden chinesischen Bürgerrechtlers Chen Guangcheng am Wochenende einen Tag lang nicht zu erreichen war, war die Aufregung groß. „Wir sind nicht sehr optimistisch“, sagte der Rechtsanwalt Liu Weiguo, „auch Guangcheng macht sich Sorgen.“ Beide fürchteten, Chen Guangchengs Bruder könnte verhaftet worden sein. Zumal der blinde Bürgerrechtler nach seiner Flucht in die Pekinger US-Botschaft und der späteren Ausreise in die USA mit Racheakten der örtlichen Behörden in Linyi gerechnet hatte. In der Nacht zu Sonntag gab es Entwarnung, Chen Guangfu war freiwillig in seinen streng bewachten Heimatort in der Provinz Shandong zurückgekehrt.

„Ich bin zwischenzeitlich in Sicherheit“, schrieb Chen Guangfu in einer Kurznachricht. Doch die Schwierigkeiten scheinen für ihn jetzt erst zu beginnen. „Er steht jetzt unter großem Druck“, sagte der Anwalt Jiang Tianyong dem Tagesspiegel, „ihm ist verboten worden, mit den Medien zu sprechen.“ Auch dürfe er nicht die Rechtsanwälte für seinen Sohn auswählen, der wegen Mordversuchs angeklagt ist. „Es wird immer noch von ihm verlangt, die von den Behörden gestellten Rechtsanwälte zu nehmen.“

Chen Guangfus Sohn Chen Kegui sitzt in Linyi in Untersuchungshaft. Er hatte sich nach eigenen Angaben mit zwei Messern gegen Polizeibeamte verteidigt, die nach der Flucht seines Onkels in Zivil und ohne sich auszuweisen in sein Haus eingedrungen waren. Nach Informationen des Rechtsanwaltes Jiang Tianyong soll es bei diesem Vorfall „nicht einmal geringfügige Verletzungen“ gegeben haben.

„Die lokalen Behörden hoffen, dass sie diesen Fall manipulieren können, ohne dass es die Öffentlichkeit bemerkt“, sagt Jiang Tianyong. Eigentlich hatte das chinesische Außenministerium zugesichert, die örtlichen Behörden in Linyi zu überprüfen, die Chen Guangcheng 19 Monate lang illegal unter Hausarrest gestellt hatten. Doch Rechtsanwalt Jiang ist skeptisch: „Die Behörden in Linyi handeln seit 2005 illegal, ich glaube, dass sie dafür irgendeine Art von Rückendeckung auf höherer Ebene haben.“ Benedikt Voigt

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