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China: Dalai Lama: Tibeter leben in der Hölle

Das Oberhaupt der Tibeter greift China zum 50. Jahrestag des Aufstandes scharf an. Peking wirft dem Dalai Lama dagegen Lügenpropaganda vor.

50 Jahre nach dem Aufstand zehntausender Tibeter gegen die chinesische Obrigkeit haben der Dalai Lama und Chinas Regierung einander schwere Vorwürfe gemacht. Das buddhistische Religionsoberhaupt hielt Peking in einer ungewöhnlich scharfen Worten vor, das Leben der Tibeter zur „Hölle auf Erden“ gemacht zu haben. Chinas Herrschaft habe in der Himalaya-Region den Tod hunderttausender Menschen verursacht und unaussprechliches Leid verbreitet, erklärte der Friedensnobelpreisträger in einer per Internet verbreiteten Ansprache aus dem indischen Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung. Um die tibetische Kultur zu bewahren, strebe sein Volk eine weitgehende Autonomie an, allerdings keine formelle Unabhängigkeit. Er habe „keinen Zweifel, dass sich die gerechte Sache Tibets letztlich durchsetzen wird“, sagte der 73-Jährige.

Peking warf dem Dalai Lama dagegen Lügenpropaganda vor. „Die Dalai-Lama-Clique unterscheidet nicht das Richtige vom Falschen“, sagte Außenministeriumssprecher Ma Zhaoxu, „sie verbreitet Gerüchte.“ Als Teil der Volksrepublik habe Tibet die „umfangreichsten und tiefgreifendsten demokratischen Reformen in seiner Geschichte“ erlebt, behauptete Ma. Ehemalige Leibeigene seien heute „die neuen Besitzer von Tibet“. In China soll ab diesem Jahr der 28. März - der Tag an dem der Dalai Lama 1959 ins benachbarte Indien floh – als Gedenktag für die „Befreiung von den Sklavenhaltern“ begangen werden.

In den tibetischen Gebieten war die Situation am Jahrestag angespannt aber weitgehend ruhig. Chinas Sicherheitskräfte hatten die tibetischen Gebiete in den vergangenen Wochen fast vollständig für Ausländer gesperrt und die Militärpräsenz stark erhöht. Damit sollen neue Unruhen wie im vergangenen Jahr verhindert werden. Am 14. März 2008 war es in Lhasa und anschließend auch in anderen tibetischen Gebieten zu Protesten und gewaltsamen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften gekommen. Nach Pekinger Angaben kamen dabei 21 Menschen ums Leben, Exiltibeter setzen die Zahl jedoch mit über 200 an. Staatschef Hu Jintao, ehemals selbst Parteisekretär in Tibet, forderte am Montag: „Wir müssen in unserem Kampf gegen Separatismus eine große Mauer bauen, die Einheit des Mutterlandes schützen und Tibets grundlegende Stabilität zu langfristiger Sicherheit ausbauen.“

Weltweit erhielten die Tibeter am Dienstag zahlreiche Solidaritätsbekundungen. Der US-Kongress wollte am Dienstag eine Resolution gegen die chinesische Unterdrückung in Tibet verabschieden. Die Präsidentin des Repräsentantenhauses und langjährige Dalai-Lama-Unterstützerin Nancy Pelosi erwartete dafür eine „überwältigende“ Mehrheit. In Deutschland rief der CDU-Vizevorsitzende Roland Koch zu fortdauernder Aufmerksamkeit für Tibet auf. Der Vorsitzende des Bundestags-Menschenrechtsausschusses, Holger Haibach (CDU), forderte von Peking die Bereitschaft für „ernsthafte und zielgerichtete Verhandlungen“ mit Vertretern des Dalai Lama. Peking hatte die jüngste Gesprächsrunde im November abgebrochen und angedeutet, dass es wohl keine weiteren Verhandlungen geben werde.

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