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Politik: China kennt beim Klonen keine Grenzen

Während der Westen über die ethischen Folgen der Gentechnik diskutiert, haben Chinas Wissenschaftler die Forschung längst begonnen. In der Provinz Hunan klont die Professorin Lu Guangxiu seit zwei Jahren menschliche Embryonen, um daraus Stammzellen zu gewinnen.

Während der Westen über die ethischen Folgen der Gentechnik diskutiert, haben Chinas Wissenschaftler die Forschung längst begonnen. In der Provinz Hunan klont die Professorin Lu Guangxiu seit zwei Jahren menschliche Embryonen, um daraus Stammzellen zu gewinnen. Andere Forscher in China arbeiten ebenfalls an Klonversuchen. Lu Guangxiu bestätigte dem Tagesspiegel einen entsprechenden Bericht des "Wall Street Journals". Demnach ist ihr zusammen mit Forschern des Xiangya-Medizininstituts gelungen, embryonale Zellen zu klonen.

Als Rohmaterial verwendet Lu überflüssige Eizellen, die Frauen nach einer Fruchtbarkeitsbehandlung spenden. "Viele Leute haben keine Eizellen für ihre Forschung, ich schon", sagte sie dem "Wall Street Journal". Etwa fünf Prozent der geklonten Zellen erreichen durch mehrfache Teilung das Stadium einer Blastozyste, bei dem der Embryo aus einem Ball aus etwa 200 Zellen besteht. In diesem Stadium entstehen die ersten Stammzellen.

Lu betont, ihre Forschung gelte nur dem "therapeutischen Klonen" - Menschen sollen also nicht geklont werden. Ziel ist die Gewinnung von Stammzellen, aus denen künftig, so die Hoffnung, Ersatz-Organe oder andere Körperteile gezüchtet werden könnten. Kritiker betonen jedoch, dass beim therapeutischen Klonen die Embryonen zur Gewinnung der Stammzellen getötet werden. Weitere Fragen zu ihrer Forschung lehnte die Professorin ab, da sie ihre Ergebnisse erst in wissenschaftlichen Publikationen im Ausland veröffentlichen will.

Nach Angaben von Zhao Nanyuan, Gentechnikexperte der Tsinghua-Universität, gibt es an vielen Forschungsinstituten ähnliche Experimente. Eine genaue Zahl ist nicht bekannt. Die Gesetzeslage ist vergleichsweise locker: Verboten ist nur reproduktives Klonen zur Erzeugung von Menschen. Therapeutisches Klonen sei unter "effektiver Überwachung" erlaubt, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. In der Praxis findet eine solche Überwachung nicht statt. Manchmal seien es sogar Hobby-Forscher, "die versuchen, Embryonen zu klonen", sagte Zhao dem Tagesspiegel. Dahinter steckt die Hoffnung, mit den Ergebnissen viel Geld zu verdienen. Viele chinesische Wissenschaftler halten das Klonen für ethisch unbedenklich. "China hat eine andere Kultur als die USA", rechtfertigt Zhao die Experimente.

Harald Maass

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