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Nicolas Sarkozy

© dpa

China: Sarkozy probt den Olympia-Spagat

Die Beziehungen zwischen China und Frankreich sind angespannt, französische Unternehmen sehen sich Boykottaufrufen in China ausgesetzt. Nun ist Diplomatie gefragt: Der französische Staatspräsident und derzeitige EU-Vorsitzende plant offenbar, doch an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele teilzunehmen.

Sarkozy hatte am Montag angekündigt, er werde kommende Woche im Rahmen des G8-Gipfels offiziell über die Teilnahme an der Eröffnungsfeier entscheiden. Die Beziehungen zwischen dem französischen Präsidenten und der Führung in Peking sind seit Monaten gespannt. Grund ist Sarkozys Haltung, seine Reise von der Entwicklung der Gespräche Chinas mit dem Dalai Lama abhängig zu machen. Für Empörung in der Volksrepublik sorgte auch der chaotische Fackellauf mit dem olympischen Feuer Anfang April in Paris, der durch Demonstranten massiv gestört wurde und deshalb verkürzt werden musste. Französische Unternehmen in China sahen sich darauf Boykottaufrufen ausgesetzt.

Mit jüngsten Äußerungen schien Sarkozy anzudeuten, wie er aus der Zwickmühle herauskommen will. So wäre sein Weg nach Peking frei, wenn das religiöse Oberhaupt der Tibeter auch von der zweiten Gesprächsrunde ein positives Bild zeichnen würde. Berichten zufolge zieht Sarkozy ein Treffen mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter in Frankreich in Erwägung - in einem rein religiösen Rahmen.

Keine einheitliche Linie der EU

"Ich glaube, dass er gehen wird", sagte ein Vertreter der Regierungspartei UMP, der jüngst an einem Treffen mit Sarkozy teilgenommen hat. "Aber er will die Dinge erst mit den Führungen in der EU regeln." Sarkozy hatte angekündigt, er werde die Entscheidung wegen seiner EU-Ratspräsidentschaft in Abstimmung mit den anderen Mitgliedstaaten der Union treffen.

Nach der Niederschlagung anti-chinesischer Proteste in Tibet im März hatten mehrere Spitzenpolitiker aus Europa angekündigt, der Eröffnungsveranstaltung fernzubleiben. Vertreter Polens, Tschechiens, Estlands und Österreichs hatten angekündigt, nicht nach Peking reisen zu wollen. Länder wie Großbritannien, Spanien und Schweden hatten sich gegen einen Boykott ausgesprochen. Auch US-Präsident George W. Bush kündigte trotz Kritik von Menschenrechtsgruppen seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Peking an.

Vielen Chinesen käme das Einlenken Sarkozys jetzt vielleicht zu spät: Sarkozy solle Olympia fernbleiben, titelten Chinas Staatsmedien und beriefen sich auf eine Umfrage im Internet, an der sich mehr als 100.000 Menschen beteiligt haben. 88 Prozent hätten erklärt, Sarkozy sei "nicht willkommen". Kühl sagte der Sprecher des Außenministeriums, Liu Jianchao, auch auf eine Frage nach Frankreichs Staatsoberhaupt: "Wir lehnen es ab, dass sich ausländische Führer mit dem Dalai Lama in welcher Form auch immer treffen, dass Tibetfragen mit den Olympischen Spielen verknüpft werden und Olympia politisiert wird." (nim/AFP/dpa)

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