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China: Schanghais Eltern sollen zweites Kind bekommen

Die Bevölkerungs- und Familienplanungskommission in Schanghai fordert chinesische Paare dazu auf, ein zweites Kind zu bekommen.

Schanghai/Berlin - Wer in einer der zahlreichen Apartmentanlagen Schanghais wohnt, dürfte in den nächsten Wochen ein ungewöhnliches Flugblatt unter seiner Tür finden. Es stammt von der örtlichen Bevölkerungs- und Familienplanungskommission und fordert chinesische Paare dazu auf, ein zweites Kind zu bekommen. Die Behörde will damit der zunehmenden Überalterung in der 18-Millionen-Einwohner-Stadt entgegenwirken, berichtet die staatlich kontrollierte Zeitung „China Daily“.

Das Flugblatt bildet eine Zäsur in der seit Ende 1979 eingeführten Ein-Kind- Politik Chinas. Erstmals werden chinesische Paare öffentlich dazu aufgefordert, mehr Kinder zu bekommen. Und nicht weniger, wie es in den vergangenen 30 Jahren der Fall war. Allerdings ändert sich auch in Schanghai nichts an den Regeln der umstrittenen Ein-Kind-Politik. Die neue Aufforderung richtet sich an Eltern, die ohnehin berechtigt sind, zwei Kinder zu bekommen.

Tatsächlich gilt die Ein-Kind-Politik laut „China Daily“ nur für 35,9 Prozent der Gesamtbevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen. In der Stadtbevölkerung dürfen Eltern, die beide Einzelkinder sind, zwei Kinder bekommen. Damit soll verhindert werden, dass ein einziges Kind später seine Eltern sowie zwei Großelternpaare alleine versorgen muss. Eltern, die auf dem Land leben, dürfen ebenfalls ein zweites Kind bekommen, wenn das erste Kind ein Mädchen ist. Und Angehörige der 55 Minderheiten Chinas sind ebenfalls von der Ein-Kind- Politik ausgenommen.

Aufgrund der Ein-Kind-Politik hat die Überalterung in Schanghai zuletzt stark zugenommen. Über drei Millionen Menschen beziehungsweise 21,6 Prozent in Schanghai sind über 60 Jahre alt. „Das entspricht schon fast der Durchschnittsquote der Industrieländer und steigt weiter schnell an“, sagt Zhang Meixin, Sprecher der Schanghaier Bevölkerungs- und Familienplanungskommission. Laut dem US-amerikanischen Zentrum für Strategische und Internationale Studien werden in China im Jahr 2050 438 Millionen Menschen über 60 Jahre alt sein. Dann aber können durchschnittlich nur 1,6 arbeitende Erwachsene eine über 60 Jahre alte Person versorgen. 1975 waren es noch 7,7. Benedikt Voigt

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