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Politik: Chirac-Besuch: Meine Orden, deine Orden

Der wohlerzogene Gast kommt nicht mit leeren Händen. Mit leerer Brust schon eher, aber auch das war nur Vergesslichkeit, wie sie schon mal vorkommen kann bei wohlgefüllter Ordensschatulle.

Der wohlerzogene Gast kommt nicht mit leeren Händen. Mit leerer Brust schon eher, aber auch das war nur Vergesslichkeit, wie sie schon mal vorkommen kann bei wohlgefüllter Ordensschatulle. 1996 war Jacques Chirac die Sonderstufe des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen worden, und da es zum offiziellen Staatsbesuch ging, hätte Madame das schwarzrotgoldene Rechteck doch ganz oben in den Koffer packen müssen. Doch nein, der Orden blieb in Paris. Unter Freunden kein Problem: Gerade noch hatte Johannes Rau seine eigenen Orden, ebenfalls Sonderklasse, in die Hosentasche gesteckt, um Platz zu schaffen für das soeben verliehene Großkreuz der Ehrenlegion, da kramte er ihn schon wieder hervor und heftete ihn leihweise seinem Gast Chirac an die Brust. Dem Protokoll war so Genüge getan, und alle konnten sich nun über ihre neuen und alten Anstecker freuen, Rau über das französische Großkreuz, seine Christina über den "Grand Officier"-Orden der Ehrenlegion, Bernadette Chirac über das Großkreuz des Bundesverdienstordens und ihr Jacques über die geliehene Sonderstufe. Die Welt ist doch gut.

ac

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