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Chronologie: Historische Wende in der Atomgeschichte

Schlussdebatte im Bundestag über die Energiewende in Deutschland. Nach 50 Jahren beendet Deutschland die Nutzung der Atomkraft. Ein chronologischer Rückblick, der erinnern soll.

Wir schreiben das Jahr 1896, als Antoine Henri Becquerel die Radioaktivität entdeckt. Knapp 45 Jahre später bauen Enrico Fermi und sein Team 1942 den ersten Versuchs-Kernreaktor und setzen die erste kontrollierte Kettenreaktion in Gang. 1951 ist es dann soweit. Im US-Staat Idaho wird im Versuchsreaktor EBR 1 zum ersten Mal Strom durch Kernenergie erzeugt. Zwei Jahre später verkündet der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen das "Atoms for Peace"-Programm.

Das "Atomei" macht den Anfang

Deutschland zieht mit und errichtet 1956 Kernforschungszentren in Hamburg, Jülich, Geesthacht, Berlin und Karlsruhe, bevor ein Jahr später an der TU München der erste (Forschungs)Reaktor in Deutschland in Betrieb genommen wird - das so genannte "Atomei".

Kurz darauf wird die Europäische Atombehörde EURATOM und die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA gegründet. Das in Deutschland 1960 verabschiedete Atomgesetz legitimiert die Rechtsgrundlage für den Bau und Betrieb von Kernkraftwerken. 1974 wird der weltweit erste 1200-MW-Block in Biblis A in Betrieb genommen. Ein Jahr später folgen die Kernkraftwerke Biblis B, Neckarwestheim I und Brunsbüttel. Es kommt in den Folgejahren zu großen Anti-AKW-Demonstrationen in Brokdorf und Kalkar. 1977 ereignet sich im US-amerikanischen Kernkraftwerk "Three Mile Island" bei Harrisburg ein Unfall. Der Kern schmilzt teilweise. Der Sicherheitsbehälter funktioniert.

Das Unglück von Tschernobyl

1986 kommt es im Block vier des sowjetischen Kernkraftwerks zum bis dato schwersten Unfall in der Geschichte der friedlichen Kernenergienutzung. Menschen demonstrieren gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf. Das Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) wird gegründet. Ein SPD-Parteitag beschließt den Ausstieg aus der Kernenergie innerhalb von zehn Jahren. Etwa ein halbes Jahr später wird wird in Deutschland das Kernkraftwerk Brokdorf in Betrieb genommen.

1995 findet der erste Castor-Transport und damit die Einlagerung der Brennelemente in Gorleben statt. Seitdem kommt es zu regelmäßigen Demonstrationen gegen die Transporte. Im Jahr 2000 wird der letzte bis dahin noch im Betrieb befindliche Block drei des Kernkraftwerks Tschernobyl außer Betrieb genommen. Zehn Jahre später gibt Bundesminister Röttgen die Beendigung des Gorleben-Moratoriums bekannt. Die Bundesregierung beschließt im September in ihrem Energiekonzept 2050, die Laufzeiten der Kernkraftwerke um durchschnittlich 12 Jahre zu verlängern. Im Oktober wird die Erkundung in Gorleben wieder aufgenommen.

Es kommt Fukushima

Ein Erdbeben am 11. März 2011 löste vor Japan einen Tsunami und damit eine Kernschmelze in den Atomanlagen in Fukushima aus. Die Katastrophe hat die Maßstäbe für die Einschätzung des Restrisikos bei der Kernenergie verschoben. Angela Merkel ist in Sachen Atompolitik wie ausgewechselt. "Raus aus Kernenergie" lautet seitdem das Motto der schwarz-gelben Regierung. Die sieben ältesten Anlagen und der seit einiger Zeit wegen diverser Pannen abgeschaltete Reaktor Krümmel werden nicht wieder ans Netz gehen. Nach der Katastrophe in Fukushima hat sie die Bundesregierung mit einem Moratorium abschalten lassen. Am 30. Juni wird nun schlussendlich die historische Wende erwartet. Der geplante Gesetzentwurf sieht ein festes Enddatum für jedes Kernkraftwerk in Deutschland vor. Damit wird nicht nur die Laufzeitverlängerung vom vergangenen Herbst zurückgenommen, sondern es entfällt auch die Möglichkeit für die Betreiber, nicht ausgeschöpfte Produktionsmengen von einem Kernkraftwerk auf ein anderes zu übertragen.

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