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Bitte recht freundlich. Grünen-Parteichefin Claudia Roth (links) und Fraktionschefin Renate Künast sind in der laufenden Urwahl Kontrahentinnen. Foto: dpa

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Politik: Claudia gegen Renate

Wer wird’s? Einen Platz im Grünen-Spitzenduo für die Bundestagswahl muss eine Frau einnehmen.

Von Sabine Beikler

Hannover - Es erfordert feines Fingerspitzengefühl, die Gunst der grünen Parteimitglieder zu erlangen. Das wissen Renate Künast und Claudia Roth aus Erfahrung. Beide treten als Kandidatinnen für das Spitzenduo bei der Bundestagswahl 2013 an. Beide kämpfen in der laufenden Urwahl gegeneinander. Und jede macht das auf ihre Weise. Beispiel Donnerstagabend, Fraktionsklausur der Grünen in Hannover. Im „Onkel Olli’s“ mit einem erschöpfenden Angebot von 135 Biersorten startet Parteichefin Roth ihre dreistündige „Kiosk-Tour“ mit 30 wahlkämpfenden Grünen im Stadtteil Nordstadt. Fraktionschefin Künast dagegen plaudert an diesem Abend freundlich und charmant im „Neuen Rathaus“ und später an der Hotelbar mit Fraktionsmitgliedern. „Gar nicht mehr so zickig“ sei die Renate, sagen Parteifreunde. Eines wird in Hannover so sehr deutlich: Das Rennen um Platz zwei im Duo mit dem gesetzten Fraktionschef Jürgen Trittin wird wohl zwischen Künast und Roth entschieden.

Vor zehn Jahren trugen junge Grüne bei der Bundestagswahl T-Shirts mit dem Aufdruck „Kühe würden Künast wählen“. Passgerecht präsentiert die Ex-Verbraucherschutzministerin auch einen von den 68 Abgeordneten verabschiedeten Beschluss gegen Massentierhaltung, Antibiotikagabe an Tieren und besseren Verbraucherschutz. Man werde „eine Tour durch die Republik beginnen, dort, wo große Ställe sind“, sagte Künast.

Das sind die Themen, die neben der Energiewende im grünen Bundestagswahlkampf eine zentrale Rolle spielen werden. In der Energiepolitik fordern die Grünen eine Begrenzung der Ausnahmeregelungen bei der Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und der Ökosteuer sowie eine Markttransparenzstelle, die die Energiepreise überprüft. Über der am Freitag verabschiedeten „Hannoverschen Erklärung“ steht denn auch die Überschrift „Gerecht. Glaubwürdig. Grün“.

Die Partei fordert zudem einen europäischen Schuldentilgungspakt, eine europäische Bankenaufsicht und einen Bankenrettungsfonds, der von den Geldinstituten selbst finanziert wird. Griechenland sei „kein Fass ohne Boden“, sondern habe es geschafft, sein Primärdefizit um acht Prozent zu senken, zitierte Trittin Tagungsgast Horst Reichenbach, Leiter der „Task Force Griechenland“ der Europäischen Kommission.

Auch beim Thema soziale Gerechtigkeit wollen sich die Grünen stärker profilieren. In dem verabschiedeten Beschluss fordern sie einen flächendeckenden Mindestlohn, die Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze und eine Bürgerversicherung in Gesundheit und Pflege.

Derzeit gibt es acht Bewerber, die sich in den nächsten Wochen vorstellen sollen. Laut einer Forsa-Umfrage unter Grünen-Mitgliedern hat Künast gute Chancen, vor Roth und Katrin Göring-Eckardt ins Ziel zu gehen. Auch in den Landesverbänden heißt es mehrheitlich: Es wird ein knappes Rennen zwischen „der Claudia und der Renate“. Sabine Beikler

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