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Politik: Clintons Aussage weltweit ausgestrahlt

WASHINGTON/BONN (Tsp).Fernsehzuschauer in aller Welt haben am Montag die Aussage sehen können, die US-Präsident Bill Clinton am 17.

WASHINGTON/BONN (Tsp).Fernsehzuschauer in aller Welt haben am Montag die Aussage sehen können, die US-Präsident Bill Clinton am 17.August gegenüber der Grand Jury über seine Beziehung zu Monica Lewinsky gemacht hat.Nach einem Sturm der Entrüstung entschieden die deutschsprachigen Sender n-tv und Phoenix, auf eine Ausstrahlung in voller Länge zu verzichten.

Empört über den öffentlichen Umgang mit dem Video zeigten sich am Montag deutsche Politiker aller Parteien.Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sprach von einem bestürzenden Umgang mit der Affäre und sagte abermals: "Mich kotzt es an." Dieser Äußerung schloß sich auch der SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine an.Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer appellierte in der "Bild"-Zeitung an die Bundesbürger, Telegramme, Faxe und e-mails an die US-Botschaft in Bonn zu schicken mit der Aufforderung: "Schluß mit der Inquisition! Die Menschenrechte müssen auch für den amerikanischen Präsidenten, seine Frau und seine Tochter Geltung haben." In der Botschaft gingen zahlreiche Proteste gegen die Veröffentlichung des Videobandes ein."Es sind viele, aber wir zählen sie nicht", erklärte ein Sprecher.

Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Hermann Meyn, appellierte wenige Stunden vor dem Sendetermin an die Medien, sich auf ihre ethische Verantwortung zu besinnen."Die detaillierten Beschreibungen der Sexualpraktiken des amerikanischen Präsidenten werden nicht dadurch legitimiert, daß alle Medien diesen Tabubruch begehen", sagte Meyn in Bonn.

Besonders heftig in die Kritik geriet der von ARD und ZDF getragene, gebührenfinanzierte Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix.Wie n-tv schaltete sich auch Phoenix zwar zunächst in die Live-Übertragung ein, brachte aber nur kommentierte Auszüge.n-tv hatte schon am Vormittag betont, die Teile der Vernehmung, die pornographischen Inhalt haben könnten, würden ausgeblendet.Zuvor hatte die Deutsche Bahn bekanntgegeben, auf eine Live-Übertragung auf deutschen Bahnhöfen werde zum Schutz der Jugend verzichtet.

Während der Übertragung blendete der amerikanische Nachrichtensender CNN immer wieder die Warnung ein, das Gezeigte könne sexuell explizite Passagen enthalten.Das Video zeigte zeitweise einen verärgerten Präsidenten, als er in Zusammenhang mit dem angeblichen Fall sexueller Belästigung der früheren Staatsangestellten von Arkansas, Paula Jones, mehrfach nach einer juristischen Definition des Begriffs "sexuelle Beziehung" gefragt wird.Zu Beginn der Vernehmung verlas Clinton eine vorbereitete schriftliche Erklärung, in der er zugab, eine unangemessene Beziehung zu Monica Lewinsky gehabt zu haben.

Zeitgleich mit dem Video wurden 2800 Seiten Ermittlungsakten freigegeben.Daraus geht hervor, daß Monica Lewinsky von ihrer Vertrauten Linda Tripp überzeugt worden war, ein Kleid mit Sperma-Spuren des Präsidenten nicht zu waschen.Lewinsky sagte danach aus, sie habe das befleckte Kleid im Herbst 1997 reinigen lassen wollen.Linda Tripp habe ihr jedoch geraten, es in einem Bankschließfach aufzubewahren, da es eines Tages ein Beweismittel sein könne.Sie habe dies damals albern genannt, da sie nie ihre Beziehung zu Clinton zugeben würde.Tripp hatte die Ermittlungen über Clintons Beziehungen zu Lewinsky ausgelöst, indem sie mehrere Stunden Gespräche mit Lewinsky über diese Beziehung auf Tonband aufnahm.

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