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Urlaub in Bayern: Wanderer genießen die Aussicht über das Wettersteingebirge.

© dpa/Angelika Warmuth

Update

Corona-Lockdown in NRW-Landkreis: Bayern will keine Übernachtungsgäste aus Gütersloh – Usedom schickt Urlauber heim

NRW verhängt nach einem massiven Corona-Ausbruch einen Lockdown im Landkreis Gütersloh. Andere Bundesländer reagieren darauf – kurz vor den Sommerferien.

Wenige Tage vor dem Start der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen bekommen Urlauber aus dem Kreis Gütersloh die Folgen des Lockdowns in ihrer Heimat zu spüren. Hotels, Pensionen und andere Beherbergungsbetriebe in Bayern dürfen vorerst keine Gäste mehr aus dem Landkreis und aus anderen Kreisen mit hohen Corona-Infektionszahlen aufnehmen.

„Es geht um die klassische Urlaubsreise“, sagte der bayerische Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) am Dienstag in München im Anschluss an eine Kabinettssitzung, bei der diese Maßnahme beschlossen wurde.

Vor dem Urlaubsreiseverkehr aus NRW solle diese Schutzmaßnahme nun greifen. Herrmann sagte, aus den Erfahrungen nach den Faschingsferien sei die klare Erkenntnis gewonnen worden, dass von Regionen mit so einer hohen Zahl an Infizierten wie im Landkreis Gütersloh eine Gefahr drohe. Dies dürfe sich nicht wiederholen. „Wehret den Anfängen“, sagte der Staatskanzleichef.

Zuvor waren am Montag auf der Ostseeinsel Usedom Urlauber aus dem Kreis Gütersloh aufgefordert worden, das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern wieder zu verlassen.

Dort gilt bereits per Verordnung die nun auch in Bayern beschlossene Regel, dass Urlauber aus einem Corona-Hotspot nicht einreisen und auch nicht beherbergt werden dürfen. Damit gilt auch für Mecklenburg-Vorpommern, dass Urlauber aus den Kreisen Gütersloh und Warendorf derzeit nicht dorthin reisen dürfen.

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Rund 370.000 Menschen im Lockdown-Gebiet

Auf Usedom wurden am Montag insgesamt 14 Menschen aus Corona-Risiko-Gebieten aufgefordert, vorzeitig abzureisen. Sie müssen sich unverzüglich bei ihrem heimischen Gesundheitsamt melden, sagte Achim Froitzheim, Sprecher des Kreises Vorpommern-Greifswald am Dienstag. Beim Zahlen der Kurtaxe sei das Problem auffällig geworden.

Froitzheim zufolge ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die 14 Fälle repräsentierten lediglich den Montag. „Dieses Thema betrifft die ganze Urlaubsregion Mecklenburg-Vorpommern. Natürlich schicken wir nur ungern Urlauber zurück, aber das ist unsere Aufgabe, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen.“

Touristen auf der Mole von Swinoujscie (Swinemünde) auf der polnischen Seite der Insel Usedom
Touristen auf der Mole von Swinoujscie (Swinemünde) auf der polnischen Seite der Insel Usedom

© dpa/Stefan Sauer

Gemäß der Landesverordnung können aber Gäste aus Risiko-Regionen durchaus in Mecklenburg-Vorpommern Urlaub machen. Dafür müssen sie ein ärztliches Zeugnis vorlegen, das bestätigt, „dass keine Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 vorhanden sind.“

Für den gesamten Kreis Gütersloh mit rund 370.000 Einwohnern verhängte das Land Nordrhein-Westfalen als Folge des massiven Corona-Ausbruchs in der Fleischfabrik Tönnies am Dienstag einen Lockdown. Das öffentliche Leben wird ab Mittwoch bis vorerst zum 30. Juni heruntergefahren. Über 1500 Arbeiter von Tönnies waren positiv auf das Coronavirus getestet worden (Stand Montag).

Neben dem Landkreis Gütersloh belegte NRW auch den benachbarten Kreis Warendorf wieder mit einem weitgehenden Lockdown. Das verkündete Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ebenfalls am Dienstag.

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Lauterbach rät zu Tests, Laschet warnt vor „Stigmatisierung“

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt davor, dass Menschen aus dem Kreis Gütersloh in den Urlaub fahren, ohne zuvor getestet worden zu sein. „Dann besteht die Gefahr, dass das Virus aus Gütersloh wieder verbreitet wird“, sagte Lauterbach der „Rheinischen Post“ .

Jetzt sei eine intelligente, schnelle und repräsentative Testung notwendig, sagte der studierte Epidemiologe. Dabei sei es nicht wichtig, dass auch der letzte Tönnies-Mitarbeiter gefunden werde. „Man muss sich jetzt um die Bevölkerung kümmern“, sagte Lauterbach.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wehrt sich dagegen, Menschen aus dem Kreis Gütersloh unter „Pauschalverdacht“ zu stellen. Man dürfe die Bewohner des Kreises „nicht stigmatisieren“.

Der Lockdown bedeute zwar kein Ausreiseverbot, meinte Laschet mit Blick auf geplante Urlaubsreisen. Seine Aussagen blieben aber in diesem Punkt eher unscharf. Einerseits sagte der CDU-Politiker auf eine Frage, ob Bewohner des Kreises Gütersloh in Ferien fahren dürften: „Wer Urlaub plant, kann das natürlich machen.“

Zugleich „appellierte“ er aber an die Bewohner, „jetzt nicht aus dem Kreis heraus in andere Kreise zu fahren“. Und ergänzte: „Das wird auch kontrolliert werden.“ (dpa, AFP)

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