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Als das Küssen noch kein Problem war: Französische Fans bei der Fußball-Europameisterschaft 2016.

© AFP

Corona-Welle in Frankreich: Kampf dem Küsschen

Die Zahl der Corona-Infektionen in Frankreich steigt. Deshalb setzt die Regierung in Paris nun auf eine eindringliche Kampagne.

Küsschen links und Küsschen rechts – in Frankreich ist das mehr als eine Ritual. Wer die sonst übliche Begrüßung in Corona-Zeiten verweigert, wird im Freundeskreis oder in der Familie oftmals schief angesehen. Eine Begrüßung ohne „la bise“ – das Küsschen – wird schnell als unhöflich empfunden.

Diese aus gesundheitspolitischer Sicht gefährliche Etikette versucht die Regierung in Paris nun mit einem Schock-Video aufzubrechen.

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In dem Video, welches das französische Gesundheitsministerium am vergangenen Samstag auf Twitter veröffentlichte, sieht man die Mitglieder einer Familie, die am Arbeitsplatz und im Freundeskreis munter Küsschen verteilen. Bei einer anschließenden Geburtstagsfeier wird die Großmutter ebenfalls mit „la bise“ bedacht. Am Ende des Clips ist die Großmutter im Krankenhaus auf der Intensivstation zu sehen, angeschlossen an ein Beatmungsgerät.

Es gibt einen guten Grund, warum die Regierung auf derart drastische Bilder setzt, um der Pandemie Herr zu werden. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen hat in Frankreich inzwischen die überaus Besorgnis erregende Schwelle von 10.000 erreicht.

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Angesichts der hohen Infektionszahlen wird auch deutlich, dass Frankreich nach gegenwärtigem Stand die Pandemie weitaus schlechter in den Griff bekommt als Deutschland. In der ersten Woche dieses Monats wurden in Frankreich 5155 Corona-Infizierte registriert, die in Krankenhäusern behandelt werden mussten.

In Deutschland waren es hingegen nur 237. Die Zahl der Verstorbenen lag in dem Zeitraum hierzulande bei 29, während es in Frankreich 122 waren.

Die exponentielle Verbreitung des Virus hielt auch in den letzten Tagen in Frankreich an. Die Gesundheitsbehörde Santé Publique France gab am Sonntag bekannt, dass innerhalb von 24 Stunden 7183 neue Fälle verzeichnet wurden. Im Nordosten des Landes verschlechterte sich die Situation maßgeblich. Im Département Nord wurden 136 neue Fälle in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner verzeichnet, im angrenzenden Département Pas-de-Calais waren es 96 Fälle.

Debatte über Familienfeiern

In dieser Situation entbrannte eine Debatte, ob nicht neue Beschränkungen bei Familienfeiern und im öffentlichen Leben eingeführt werden müssten. Am Montag erklärte Martin Hirsch, Generaldirektor des Krankenhausverbundes für den Großraum Paris, im Sender BFM-TV, dass es zwar schön und gut sei, wenn die Menschen stundenlang auf dem Weg zur Arbeit und anschließend im Büro Masken tragen würden.

Aber die Einhaltung der Hygieneregeln würde sofort wieder zunichte gemacht, wenn sich die Leute nach der Arbeit wieder ohne Schutzmaßnahmen an der Bar wiederfinden würden.

Dass derartige Appelle derzeit bei vielen Franzosen auf taube Ohren stoßen, hängt damit zusammen, dass in Frankreich im März ein weitaus härterer Lockdown verordnet worden war als in Deutschland. Die Franzosen, so scheint es, wollen ihre wiedergewonnene Freiheit nun umso mehr auskosten.

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