zum Hauptinhalt
Glaubt, dass seine Partei noch nicht auf ihn verzichten kann: CSU-Chef Horst Seehofer.

© dpa

CSU - die Nachfolgedebatte: Horst Seehofer setzt auf Horst Seehofer

Horst Seehofer hatte seinen Abschied von der Politik bereits vor zwei Jahren angekündigt. Jetzt deutetet der CSU-Parteichef den Rückzug vom Rückzug an. Auch weil er offenbar in seiner Partei keine kompetenten Nachfolger sieht.

Von Robert Birnbaum

Der CSU-Alleinherrscher wankte, doch er ergab sich noch nicht. Im Gegenteil: Edmund Stoiber spielte im Januar 2007 öffentlich mit dem Gedanken, erneut als Spitzenkandidat zur Landtagswahl anzutreten. Das war dann doch zu viel; wenig später war Stoiber Geschichte. Seither wissen sie in der CSU: Es kann ziemlich gefährlich sein, mit sich selber zu drohen.

Der amtierende Alleinherrscher weiß das eigentlich auch. Wahrscheinlich hat Horst Seehofer deshalb die Drohung mit sich selbst in einen derart rätselhaften Satz verpackt, dass er später jederzeit behaupten kann, man habe ihn grob missgedeutet. "Ich habe das große Ziel, dass wir in der CSU einen geordneten Generationenübergang hinbekommen“, gab der CSU-Chef einem "Spiegel"-Reporter zu Protokoll: "Aber ich wüsste auch, was ich zu tun hätte, wenn kein ordentlicher Übergang gewährleistet wäre."

Der Satz wird als Rückzug vom Rückzug gedeutet, zeigt aber vor allem, wie schwierig so ein Rückzug werden kann. Angekündigt hat Seehofer den Abschied aus der Politik vor fast genau zwei Jahren für das Jahr 2018. Das passte damals, ein Jahr vor der Bundes- und Landtagswahl, sehr schön zur Inszenierung einer selbstbewusst-bescheidenen CSU, der der Wähler völlig unbedenklich die Alleinherrschaft zurückgeben kann. Einer CSU obendrein, der es nicht an Nachwuchstalenten mangelt. Seehofer zählte damals derer fünf, die zu seiner Nachfolge befähigt seien – darunter ein Anonymus.

Ilse Aigner müsse endlich Profil zeigen

Das war natürlich ein Versuch, die Thronanwärter gegeneinander auszuspielen. Seehofers Problem ist nur: Sie spielen nicht so richtig mit. Die meisten tun es unfreiwillig. Christine Haderthauer etwa, die über die Modellauto-Affäre stürzte. Oder Ilse Aigner. "Die Ilse", sagt einer in München, der durchaus Hoffnung in die Oberbayerin gesetzt hatte, "die Ilse müsste endlich mal Profil zeigen."

Doch Aigner, aus der Bundespolitik extra in die Landesliga gewechselt, fällt als Wirtschaftsministerin bisher vor allem durch den vergeblichen Versuch auf, aus den Energie-Wendezügen ihres Chefs irgendwie ein Konzept werden zu lassen. Vom Berliner CSU-Ministertrio ist für das breite Publikum wenig sichtbar. Alexander Dobrindts Zukunft kann sich allerdings diese Woche vorentscheiden, im Guten wie im Schlechten, wenn der Verkehrsminister seine Pkw-Maut vorstellt.

Söder hat die Lederhosen an

Nur einer aus der Riege fühlt sich im Moment pudelwohl. Neulich beim Berliner Oktoberfest-Auftakt stand Markus Söder neben der Ilse auf der Bühne in der bayerischen Landesvertretung, sie im Dirndl, er in Lederhosen. Seehofer ließ sich entschuldigen, wegen Wahlkampfhilfe in Thüringen. Aber, fand Söder, das mache rein gar nichts: "Alle Nachfolger sind ja da, auch wir als Kronprinzenpaar." Aigner guckte konsterniert. Die Gäste im Saal kicherten.

Solche Momente bringen Seehofers Balanceakt durcheinander. Auf der einen Waagschale versammeln sich solche ohne wahrnehmbares politisches Gewicht, auf der anderen macht sich einer breit. Söder mag nicht der Beliebteste unter seinen Landsleuten sein, aber dem Finanzminister attestieren selbst Skeptiker, dass er derzeit neben Seehofer das einzige politische Vollblut in Bayern ist.

Setzt sich dieser Eindruck aber fest, könnte Seehofer die Kontrolle in der Nachfolgefrage schnell entgleiten. Und nicht nur da. Die CSU, sagt einer der Erfahrenen in der Partei, hat immer schon Machtinstinkt gehabt: "Wenn die Partei jemanden als den Kommenden wahrnimmt, dann bekommt er sofort Unterstützung." Versuche, den Unbotmäßigen zu maßregeln, zeigen schon bisher kaum Wirkung.

So erklärt sich, weshalb neuerdings wieder mehr über einen Ehemaligen gemunkelt wird. Karl-Theodor zu Guttenberg war für Seehofer ein unangenehmer Konkurrent. Er wäre auch ein unangenehmer Konkurrent für Söder. Aber die Chancen, dass sich Guttenberg einspannen lässt, sind überschaubar. Da bleibt Seehofer dann vielleicht wirklich nur die Drohung mit sich selbst. Aber gefährlich ist das: Als die CSU nachrechnete, dass ein wiedergewählter Stoiber sie noch bis 2013 regieren würde, wandte sie sich schaudernd von ihm ab.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false