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CSU-Familienpolitik: "Aufbruch aus der Steinzeit"

Die CSU hat ihr Familienbild von der Ehe von Mann und Frau auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften geöffnet. Eine Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare bleibt jedoch weiterhin tabu.

München - Zuwendung und Aufmerksamkeit für Kinder seien weder durch die Ehe, noch durch andere Lebensformen automatisch gegeben, sagte der Chef der CSU-Grundsatzkommission, Alois Glück. Ein juristisches Entgegenkommen wie etwa die Möglichkeit für homosexuelle Paare, Kinder zu adoptieren, wollen die Christsozialen aus der geplanten Änderung ihres Parteiprogramms aber nicht ableiten. SPD und Grüne kritisierten den CSU-Entwurf zur Familienpolitik.

Die stellvertretende CSU-Chefin Beate Merk sagte, die Öffnung des Familienbilds auch für homosexuelle Paare werde nicht zur Veränderung der bisherigen CSU-Position in der Homo-Ehe führen. "Auf der einen Seite wollen wir zwar zeigen, dass wir die Werte, die in diesen Partnerschaften gelebt werden, respektieren. Aber wir wollen klar machen, es geht nur bis zu einem gewissen Punkt", sagte Merk im Bayerischen Rundfunk. Sie habe "sogar bei Schwulen und Lesben" Unterstützung dafür gefunden. Ehe und Familie sollten auch im neuen Parteiprogramm das "Idealbild und Leitbild" der CSU bleiben, sagte Merk.

"Riesenschritt" oder "kalter Kaffee"?

Der Vorsitzende der bayerischen SPD-Landesgruppe im Bundestag, Florian Pronold, erklärte, die CSU sei familienpolitisch "aus der Steinzeit aufgebrochen. Das ist für die CSU ein Riesenschritt." Trotzdem täten sich die Christsozialen schwer, die gesellschaftliche Realität anzuerkennen. Die "Kinder-Küche-Kirche-Fraktion" gebe in der Partei weiterhin den Ton an. Die kinder- und familienpolitische Sprecherin der Grünen, Ekin Deligöz, bezeichnete die CSU als "Trutzburg traditioneller Familienpolitik". Trotz vieler Lippenbekenntnisse blockiere sie die Umsetzung einer modernen, nachhaltigen Familienpolitik.

Der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), Axel Hochrein, erklärte, die CSU habe es versäumt, politische Konsequenzen aus ihrer Anerkennung von homosexuellen Paaren zu ziehen. Eine Anerkennung ohne rechtliche Gleichstellung etwa in Steuerfragen sei "kalter Kaffee".

Die CSU hatte im April mit der Arbeit an einem neuen Grundsatzprogramm begonnen. Ein Parteitag soll das Papier, an dem derzeit eine 34-köpfige Kommission arbeitet, im Herbst nächsten Jahres verabschieden. Die Überarbeitung geht auf Forderungen des Parteinachwuchses zurück, der viele CSU-Positionen als überholt kritisiert. (tso/AFP)

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