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Spaßgesellen. Verteidigungsminister und Jungstar Karl-Theodor zu Guttenberg und CSU-Chef Horst Seehofer demonstrieren freundliches Einvernehmen. Foto: Reuters

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CSU: Seehofer: Bloß keine Verzagtheit

CSU-Chef Seehofer bleibt wenig anderes übrig: Er muss den Freiherrn akzeptieren und das Team loben

Von Robert Birnbaum

Für einen kurzen Moment wirkt Horst Seehofer so, als ob es ihm wirklich mal die Sprache verschlagen hat. Es ist aber auch eine gelinde Unverschämtheit! Dabei haben sie sich das so schön ausgedacht von der CSU mit dem Heißluftballon. Auf der Wiese vor dem alten Wildbad von Kreuth haben sie den Schnee planiert, damit der Ballon da angeleint werden kann, auf dem zu lesen steht, dass München Kandidatin für die Olympiade 2018 ist. Alle paar Minuten lässt einer den Brenner im Korb kurz an, damit die riesige Hülle schön prall stehen bleibt in der Wintersonne vor der malerischen Bergkulisse des Tegernseer Tals. Seehofer wird nachher von zwei Hostessen einen Kandidatenschal überreicht bekommen, den er sich um den Hals legt. Alles sehr schöne Bilder für die Kameraleute.

Aber dann fragt doch wirklich einer, ob das jetzt das neue Symbol für die CSU sei – leere Hülle mit viel heißer Luft. Seehofer antwortet etwas in dem Sinne, dass er sehr zufrieden sei mit der Lage der Partei, deren Vorsitzender er ist. Es fragt aber gleich ein anderer, ob er das denn auch im neuen Jahr bleiben werde, Vorsitzender nämlich. „Ja“, sagt Seehofer. „Ja.“ Und noch mal: „Ja.“

Ob das eine Art magische Beschwörung darstellt oder ob Seehofer sich seiner Zukunft gelegentlich selbst versichern muss, ist nicht ganz klar. Klar hingegen ist, dass diese Zukunft so etwas wie das heimliche Nicht-Thema dieser Jahresauftakt-Klausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag ist. Im offiziellen Programm spielt es keine Rolle. Auch im geselligen Teil wird in diesen drei Tagen niemand so verrückt sein, auch nur halblaut über die Führungsfrage zu sinnieren. „Es gibt keine Personaldiskussion“, behauptet sogar der Generalsekretär Alexander Dobrindt. Aber das ist pflichtgemäßes Gerede. Denn präsent ist die Frage, sehr sogar. Kurz bevor die Tagung losgeht, kann man zum Beispiel Seehofer im vertrauten Gespräch mit dem Verteidigungsminister sehen. Karl-Theodor zu Guttenberg nickt ernsthaft, Seehofer lächelt. Und beide wirken dabei genau wie zwei Männer, die ein Theater aufführen extra für die Kameras im Saal.

Man muss dazu wissen, dass es gerade eine neue Umfrage gegeben hat, wie die einstige Staatspartei derzeit in der Gunst der bayerischen Wähler so dasteht. Zwischenzeitlich stand sie mal bei unter 40 Prozent. Jetzt steht sie bei 45. Das sind nicht die alten 50 plus x, aber immerhin. Der erfreuliche Aufwuchs hat nur einen Haken. Die Befragten haben deutlich erklärt, dass sie die CSU nicht wegen der Taten und Meinungen des Vorsitzenden und Ministerpräsidenten wieder etwas mehr mögen, sondern wegen des neuen Hoffnungsträgers.

Dem ist das nicht direkt peinlich. Aber Guttenberg hat auch kein Interesse an einer Führungskrise jetzt. „Die 45 Prozent sind eine Teamleistung“, sagt Guttenberg. „Die werden wir weiter erbringen.“ Seit dem letzten Parteitag herrscht so etwas wie Burgfriede zwischen Seehofer, der Partei und dem Hoffnungsträger, vorläufig bis zum Herbst, wenn beim nächsten Parteitag der Vorsitzende neu gewählt wird.

Seehofer lobt – was bleibt ihm übrig – mittlerweile auch das „Team“, als das die CSU sich derzeit präsentiere; in seinem Vortrag vor der Landesgruppe hat er sogar die „Kameradschaftlichkeit“ hochleben lassen. Seehofer ist ferner – was bleibt ihm übrig – mittlerweile sehr für Teamarbeit in der Koalition zu haben. Und er ist mittlerweile sogar interessiert daran, dass die FDP sich wieder fängt. In einem Interview vor der Kreuther Tagung hat er sogar höchstes Lob für Guido Westerwelle gefunden. „Für mich“, hat Seehofer gesagt, „gehört er zu den ganz starken Figuren des deutschen Liberalismus“. Nichts ist für bedrohte Machthaber so gefährlich wie das Vorbild einer gelungenen Revolution. Seehofer muss Zeit gewinnen. „Es können ja später allein aufgrund ihres Alters einige ihrer Führungsverantwortung gar nicht ausweichen“, hat er zum Ende seines Vortrags vor der Landesgruppe gesagt. Die Betonung liegt auf „später“.

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