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© dpa

D-Day in der Normandie: "Obama Beach", Gemeinsamkeiten - und Verstimmungen

US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy betonen auf den Feiern zum D-Day ihre Gemeinsamkeiten - nur nicht in der Frage der EU-Aufnahme der Türkei. Großbritanniens Premier Gordon Brown unterläuft ein Lapsus.

US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy haben am Samstag am Rande der Feierlichkeiten zum 65.Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie ihre Übereinstimmung bei wichtigen internationalen Problemen betont. Bei einer Pressekonferenz nach einem Gespräch der beiden Präsidenten in der Präfektur von Caen hob Obama am Mittag die „enge Kooperation“ zwischen beiden Ländern hervor und würdigte die „Führungsrolle Sarkozys in einer Reihe von Fragen“. Der französische Präsident bekundete seine „totale Zustimmung“ zu der Rede, in der sich Obama vergangene Woche in Kairo an die muslimische Welt gewandt hatte. In der Frage des iranischen Atomprogramms arbeiteten beide Länder „Hand in Hand“, erklärte Sarkozy.

Nach einem Arbeitsessen begaben sich Obama und Sarkozy am Nachmittag zu einer Gedenkfeier zum amerikanischen Soldatenfriedhof Colleville in der Nähe des „Omaha Beach“ genannten Abschnitts an der Küste des Departements Calvados, an dem am 6. Juni 1944 der größte Teil des US- Kontingents der alliierten Invasionstruppen unter dem Feuer der deutschen Besatzer an Land gegangen war. An der Feier zur Erinnerung an die Operation, die die entscheidende Wende im Zweiten Weltkrieg einleitete, nahmen 9000 geladene Gäste teil, unter ihnen 250 US-Veteranen sowie der britische Thronfolger Prinz Charles, der britische Premierminister Gordon Brown und der kanadische Regierungschef Stephen Harper. Nach Zeitungsberichten gehörte auch Obamas Großvater mütterlicherseits, der 1992 verstorbene Stanley Dunham, den Invasionstruppen an. Seine Einheit war jedoch erst einige Zeit nach der ersten Welle von Großbritannien an die normannische Küste verschifft worden.

Der US-Präsident und seine Frau Michelle wurden vom französischen Präsidentenpaar an der Präfektur von Caen mit militärischen Ehren empfangen. Ermuntert von Sarkozy wandte sich Obama zunächst einer US-Fähnchen schwenkenden Menge hinter einem Absperrgitter zu, ehe sich beide Präsidenten zu ihrem Gespräch zurückzogen. Im Nahostkonflikt erwarte er „ernsthafte und konstruktive“ Verhandlungen beider Seiten, um eine Zwei-Staaten-Lösung zu erreichen, sagte Obama im Anschluss. Er könne Israelis und Palästinensern keine Verhandlungen auferlegen und auch nicht deren Ergebnis, sagt er. Beide Seiten müssten jedoch anerkennen, dass „ihr Schicksal und ihre Interessen“ miteinander verwoben seien. Von den Israelis erwarte er die Einsicht in die Notwendigkeit eines Endes der Siedlungspolitik und von den Palästinensern ein Ende der Gewalt und eine Verbesserung ihrer Regierungsorganisation.

Sarkozy unterstützte die Haltung des US-Präsidenten zur Nuklearpolitik des Iran mit der Aufforderung an Teheran, „die ausgestreckte Hand“ Obamas nicht zurückzuweisen. Wenn der Iran die zivile Atomkraft anstrebe, habe er das Recht dazu, sagte er, nicht aber zur militärischen Nutzung. Obama verurteilte den kürzlich unternommenen Atomtest Nordkoreas. „Wir werden uns sehr, sehr genau ansehen, wie wir künftig damit umgehen“, sagte er. Nordkorea dürfe nicht glauben, dass es die Region ständig destabilisieren könne und nichts geschehe. „Wir haben nicht vor, eine Politik fortzusetzen, welche die Provokation belohnt.“

Deutliche Unterschiede zwischen beiden Präsidenten blieben im Hinblick auf die Aufnahme der Türkei in die EU bestehen. Zur Aufforderung Obamas, er könne die EU zu Verhandlungen mit Ankara „nur ermuntern“, sagte Sarkozy, er betrachte die Türkei als Alliierten und Brücke zur muslimischen Welt, sie gehöre aber nicht zu Europa. „Gönnen Sie uns diesen Unterschied.“

Am Vormittag fand eine Gedenkzeremonie auf dem britischen Soldatenfriedhof bei Bayeux statt, an der neben Prinz Charles der britische und der kanadische Regierungschef sowie der französische Premierminister Francois Fillon teilnahmen. Da der Elysee-Palast es versäumt hatte, bei der Vorbereitung des ursprünglich als rein amerikanisch-französischer Feier geplanten Jahrestags ausdrücklich auf die Anwesenheit von Königin Elizabeth II. als britisches Staatsoberhaupt Wert zu legen, war es in den vergangenen Wochen zu einer Verstimmung zwischen London und Paris gekommen. Nachdem das Weiße Haus in Washington Anfang letzter Woche öffentlich die Abwesenheit der Queen bedauert hatte, war dann im letzten Moment Prinz Charles zu der Feier eingeladen worden.

Obama war am Freitagabend in Paris-Orly eingetroffen, hatte aber einen offiziellen Empfang abgelehnt und sich in der Residenz des US-Botschafters einquartiert. Zur Enttäuschung des Elysee-Protokolls beharrte er auf dem strikt privaten Charakter seines Aufenthalts mit seiner Familie in der französischen Hauptstadt, wo nach einem Besuch des Eiffelturms die Kathedrale Notre-Dame, das Centre Pompidou und der Louvre noch für das Wochenende auf dem weiteren Programm standen. Nach einem Zeitungsbericht hatte sich Obama bemüht, Sarkozys Vorgänger Jacques Chirac für einen gemeinsamen Museumsbesuch zu gewinnen. Chirac hatte sich jedoch mit einer Reise nach Venedig entschuldigen lassen.

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