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Ankommende Flüchtlinge in Rosenheim

© dpa

Darlehen für Flüchtlinge: Warum verschenken wir Geld an Asylbewerber?

Wie beim Bafög: Im Erfolgsfall zurückzahlbare Leistungen an Flüchtlinge helfen allen. Es darf kein Gefälle zwischen Geben und Nehmen geben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Die Euphorie scheint flächendeckend gewonnen zu haben, an manchen Tagen wirkt es, als sei das Land in einen Flüchtlingsrausch gefallen. Thema ohnehin bei allen Krisensitzungen und Treffen, die Politiker – ob auf europäischer Ebene oder von Landrat zu Landrat – führen, aber auch darüber hinaus ploppen allseits neue Ideen und Projekte auf, wie Flüchtlingen etwas Gutes getan werden könne.

Fast kein Berliner Bezirk mehr ohne Bezirk-hilft-Homepage, Kultureinrichtungen überlegen sich etwas Schönes, auch die große Frankfurter Buchmesse ist mit dabei und will Flüchtlingen den Eintritt erlassen. Das Angebot werden sicher viele gerne nutzen.

Ein Ansatz zur Lösung der Fragen, wo die vielen Flüchtlinge den Winter gut rumbekommen können und wer dafür was zahlen wird, ist das freilich alles nicht. Und man kann nur hoffen, dass die Euphorie der Mitmenschlichkeit noch lange hält und nicht allzu bald von Ermüdungserscheinungen und einsetzendem Frust über die Ausweglosigkeit der ganzen Situation oder auch Verdruss über die vielleicht nicht immer angemessen gezeigte Dankbarkeit der herzlich willkommen geheißenen und reich beschenkten Flüchtlinge zerbröselt wird.

Und vielleicht ist dieses Gefälle zwischen Geben und Nehmen schon ein erster Fehler. Dadurch entstehen auch falsche Erwartungen. Zum einen den Gebern – à la: Die Flüchtlinge sollten jetzt mal dankbar sein und sich als der Gabe wert erweisen. Und auch bei den Nehmern – à la: Die Deutschen scheinen es reichlich zu haben, wenn sie mich hier derart beschenken. Dadurch entstehen Spannungen, die nicht gut sind.

Flüchtlinge möchten auch selbst einen Beitrag leisten

Also darf man eine Frage aufgreifen, die hier oder da bereits gestellt wurde, die Frage nämlich: Warum eigentlich die Leistungen an Flüchtlinge grundsätzlich verschenken? Muss das so sein?

Warum die Leistungen nicht mit einer Rückzahlungsaufforderung für den Erfolgsfall versehen – so wie es beim Bafög einmal eingeführt wurde, das Studierende zur Hälfte zurückzahlen, wenn sie einen Job gefunden haben, der ihnen mehr als eine festgelegte Summe im Monat einbringt. Lässt sich das Modell mit Blick auf die inzwischen angesagten andauernden Flüchtlingsströme Richtung Deutschland ausweiten?

Wenn der gerne zitierte syrische Arzt eines Tages in Deutschland eine Arbeit gefunden hat, warum soll er nicht in kleinen Raten, die erhaltene Unterstützung teilweise zurückzahlen? Vielleicht wäre ihm das sogar ein Anliegen. Oder die nicht so qualifizierten Flüchtlinge, die Möbelmacher werden oder Möbelpacker oder Bäcker oder Koch oder an einer Tankstelle arbeiten. Oder die vielen jungen Leute, die in Deutschland noch ausgebildet und für gute Jobs qualifiziert werden.

Der verwalterische Aufwand könnte sich sogar richtig lohnen, wo doch in den Debatten permanent Flüchtlingsplus und Fachkräfteminus verwoben werden, was den Eindruck erweckt, das eine sei – zumindest in Teilen – eine Antwort auf das andere. Und selbst wenn die Beträge, die zurückfließen, nicht so groß sind, wäre das Darlehensmodell immer noch für die Seelen gut.

Die Botschaft lautet: Du kannst mehr

Und zwar nicht nur für die quengeligen Seelen jener deutschen Steuerzahler, die bei allem, was jemandem ausgezahlt wird, zuerst denken, dass das sicher irgendwann ihr Schaden sein wird, oder jener deutschen Transferleistungsempfänger, die Angst vor einem eigenen Nachteil im Verteilungskampf um die angeblich doch so knappen Mittel bekommen. Und es könnte auch für die Flüchtlingsseelen eine gute Idee sein.

Ihnen eine Art Ankommensdarlehen zu geben, heißt schließlich auch, ihnen zu zeigen, dass man daran glaubt, dass sie etwas schaffen können. Es ist ein handfester Vertrauensvorschuss, was sicher nicht die schlechteste Geste ist, mit der man jemanden willkommen heißen kann, der in seiner Heimat auf fundamentale Weise entrechtet wurde. Er sagt: Du bist jetzt zwar als einer hergekommen, der aufs Flüchtlingsein reduziert ist, aber wir gehen davon aus, dass das nicht alles ist, was du bist. Du kannst sicher mehr. Das gibt dem Flüchtling – auch vor sich selbst – einen höheren Stellenwert.

Natürlich kann es auch sein, dass ein solches Modell wegen der Verwaltungs- und Rechtsvorschriften völlig unrealistisch ist. Aber dass die Antwort auf die Frage, wie die vielen Flüchtlinge versorgt, untergebracht und eventuell dauerhaft integriert werden sollen, ohne dass es Verwerfungen in der Bevölkerung gibt, aus einem Weiter-so-wir-schaffen-das-Mantra besteht, ist auch nicht sehr wahrscheinlich.

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