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Politik: Das Ende der Ruhe

Fast vier Wochen herrschte in Nahost relative Ruhe. So lange hat die Waffenruhe gehalten, die Palästinenserpräsident Jassir Arafat am 16.

Fast vier Wochen herrschte in Nahost relative Ruhe. So lange hat die Waffenruhe gehalten, die Palästinenserpräsident Jassir Arafat am 16. Dezember ausgerufen hatte. Ihr hatte sich einige Tage später offiziell auch die islamistische Hamas angeschlossen. Dazu hatte sie unter anderem der Fatah-Führer des Westjordanlandes, Marwan Barghouti, einer der Anführer der Intifada, gedrängt. "Angesichts der Lage war die Ausrufung einer Waffenruhe richtig", erklärte er im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Die Waffenruhe sei erfolgreicher gewesen, als irgendjemand zu hoffen wagte, konstatiert der Leiter des palästinensischen Medien- und Kommunikationszentrums in Jerusalem, Ghassan Khatib.

Die Führer der Palästinenser sind enttäuscht, weil die fast vierwöchige Waffenruhe von der Welt kaum wahrgenommen wurde. "Vorher wurde monatelang über eine siebentägige Waffenruhe, wie von Israelis Premier Ariel Sharon gefordert, gerungen", erklärt Khatib, "nun hatten wir mehr als drei Wochen Waffenruhe und die Israelis und die Amerikaner haben dies nicht mit dem kleinsten politischen Angebot honoriert."

Erschüttert wurde die Waffenruhe erstmals am 9. Januar, als Hamas einen israelischen Armeeposten in Rafah im Gaza-Streifen überfiel und vier Soldaten tötete. Israel zerstörte daraufhin nicht nur den Flughafen und Teile des Hafens von Gaza, sondern auch über 50 Wohnhäuser. Israelische Zeitungen verurteilten die Hauszerstörungen als "Kriegsverbrechen". Doch seit dem Mord an dem Führer der Al-Aqsa-Brigaden, dem militärischen Flügel der Fatah, Raed al-Karmi, in Tulkarem am Montag, für den die Palästinenser die Israelis verantwortlich machen, ist die Waffenruhe wohl endgültig beendet. In der Nacht zum Donnerstag erschossen israelische Soldaten bei Nablus im Westjordanland einen 42-jährigen Aktivisten der Al-Aqsa-Brigaden.

Dabei hatten sowoh der Hamas-Führer in der Westbank, Hassan Yussuf, als auch Fatah-Führer Barghouti noch nach dem Mord an dem Al-Aqsa-Aktivisten versichert, der Waffenstillstand werde weiter eingehalten. Die Al-Aqsa-Brigaden dagegen verkündeten das Ende des Waffenstillstandes auf Flugblättern und töteten mehrere Siedler und Soldaten, am Donnerstag riefen sie die palästinensischen Oppositionsgruppen Hamas, Islamischer Jihad und die PFLP dazu auf, die militärischen Aktionen gegen Israel wieder aufzunehmen.

Mit der Festnahme des Führer der Populären Befreiungsfront Palästinas (PFLP), Ahmad Saadat, hat Palästinenserpräsident Jassir Arafat außerdem eine neue Front aufgemacht. Die Führung der PFLP, die Mitglied der von Arafat geführten PLO ist, hat aus Damaskus gedroht, sie werde Angriffe gegen Israel wieder aufnehmen, wenn ihr Führer nicht sofort freigelassen werde.

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