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Politik: Das Erbe der Diktatur (Kommentar)

Das ist die bittere Seite des Endes der Diktatur: Befreit vom Zwang werden nicht nur die konstruktiven Energien der Menschen sondern auch die destruktiven Kräfte. Das Ende der Repression bedeutet neben der Chance auf Meinungsfreiheit und Selbstbestimmung auch die Versuchung ungehemmter Gewalt.

Das ist die bittere Seite des Endes der Diktatur: Befreit vom Zwang werden nicht nur die konstruktiven Energien der Menschen sondern auch die destruktiven Kräfte. Das Ende der Repression bedeutet neben der Chance auf Meinungsfreiheit und Selbstbestimmung auch die Versuchung ungehemmter Gewalt. So war es beim Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens, so geschieht es nun in Indonesien, nachdem Suhartos Regime beendet ist. Die Molukken galten als Paradebeispiel für das friedliche Zusammenleben von Christen und Moslems - so wie Sarajevo als Vorbild gepriesen worden war, bis der Krieg ausbrach. Plötzlich zeigte sich, dass die angeblichen Multi-Kulti-Paradiese Druckkesseln glichen, in denen Ressentiments brodelten, die nur durch harte Repression unter dem Deckel gehalten worden waren. Oft hatte die Diktatur mit staatlichen Umsiedlungen die ethnischen Spannungen noch verschärft. Von der taumelnden indonesischen Staatsmacht ist nicht zu erwarten, dass sie den Streit befriedet. Militär und Zivilverwaltung sind eher versucht, die Rivalitäten zwischen Christen und Moslems für ihre Machtkämpfe zu instrumentalisieren. Da ist der Ruf nach einer internationalen Friedenstruppe wie auf Ost-Timor zwar verständlich, aber auch riskant: Indonesien ist zu groß und der Konflikte sind zu viele, als dass der Westen den ganzen Staat zu einem Friedensprotektorat machen könnte.

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