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Politik: Das Flüchtlingskind belastet die Beziehungen zwischen Havanna und den USA

Elian beim Kuchenessen, Elian beim Ponyreiten, Elian mit der Spielzeugrennbahn: So viele Bilder wird es von einem Geburtstag des Kubaners Elian Gonzales wahrscheinlich nie wieder geben. Er wurde am Montag unter den Augen der Weltöffentlichkeit sechs Jahre alt.

Elian beim Kuchenessen, Elian beim Ponyreiten, Elian mit der Spielzeugrennbahn: So viele Bilder wird es von einem Geburtstag des Kubaners Elian Gonzales wahrscheinlich nie wieder geben. Er wurde am Montag unter den Augen der Weltöffentlichkeit sechs Jahre alt. Denn seit ihn vor zwei Wochen die US-Küstenwache vor dem Ertrinken rettete, ist die Frage um seine Zukunft zum Politikum und er selbst zum Mittelpunkt eines riesigen Medienrummels geworden.

Havanna wirft den USA und den dort lebenden Angehörigen Elians vor, den Jungen entführt zu haben und ihn mit Geschenken zum Bleiben bewegen zu wollen. Der Sechsjährige müsse auf die Karibikinsel und zu seinem Vater zurückkehren. Das forderten auch mehrere tausend Demonstranten vor der US-Mission in Havanna. In Cardenas, der Heimatstadt des Jungen, der in Miami seinen sechsten Geburtstag feierte, fand eine ähnliche Kundgebung statt. An ihr beteiligte sich überraschend auch der von Außenminister Felipe Perez Roque begleitete Staats- und Parteichef Fidel Castro. In ganz Kuba feierten die 1,8 Millionen Schüler der Grundschulen den Geburtstag von Elian mit Demonstrationen gegen die USA.

Die USA wiesen unterdessen Castros Forderung vom Wochenende zurück, den Jungen innerhalb von 72 Stunden nach Kuba zurückzuschicken. Castro hatte Massendemonstrationen angekündigt, falls Elian bis zur Wochenmitte nicht in seine Heimat zurückgeschickt wird. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, die US-Regierung akzeptiere Castros "Ultimatum" nicht. Es sei Sache der US-Justiz, eine Entscheidung zum Sorgerecht im Interesse des Kindes zu fällen. Castro wiederum sagte, er habe kein Ultimatum gestellt, sondern einen "guten Rat" erteilt.

Elian hatte Ende November das Kentern eines kubanischen Flüchtlingsboots vor der Küste von Florida überlebt und hält sich seitdem bei Verwandten in Miami auf. Seine Mutter und sein Stiefvater ertranken auf der Überfahrt. Sein leiblicher Vater und seine Großeltern verlangen seine Rückkehr nach Kuba. Elians Vater hatte nach eigenen Angaben nicht gewusst, dass die Mutter des Jungen mitsamt dem Kind per Boot nach Florida flüchten wollte.

Die US-Behörden haben Großtante und -onkel in Miami die Erlaubnis gegeben, sich vorläufig um den Jungen zu kümmern. Sie möchten, dass Elian bei ihnen bleibt und haben die notwendigen juristischen Schritte eingeleitet. Ein Sprecher der US-Regierung erklärte, der Fall Elian Gonzalez könne nicht auf politischer Ebene, sondern nur von einem Gericht entschieden werden. US-Rechtsexperten zufolge wird das Sorgerecht in ähnlichen Fällen meistens dem lebenden Elternteil zugesprochen. Andererseits kann nach einem Gesetz von 1996 jeder Kubaner ein Bleiberecht beanspruchen, der auf US-amerikanischen Boden gelangt.

Dass sich Anti-Castro-Aktivisten der kubanischen Exilgemeinde in Miami zu Beschützern Elians erklärt haben und die Medienwirksamkeit des Kindes für ihre Zwecke nutzen, dürfte den Präsidenten in Havanna zusätzlich empören. Wenige Wochen nach dem Iberoamerikanischen Gipfel in der Inselrepublik sieht Castro nun erneut einen Grund, gegen die US-Regierung zu wettern. Vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs hatte er ihr unter anderem vorgeworfen, den Gipfel sabotieren zu wollen.

In Kuba haben unterdessen sieben Männer ein Schiff gekapert und sind damit in Richtung USA geflohen. Dies teilte Präsident Castro am Montagabend im Fernsehen mit. Er forderte das Nachbarland auf, die "Piraten" zu stoppen. Die kubanische Küstenwache habe die Verfolgung aufgenommen und die US-Küstenwache sowie die ständige Vertretung der USA in Havanna informiert.

Sigrun Rottmann

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