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Politik: Das große Jucken

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Dreimal die Woche sitzen sie in der Bundespressekonferenz, die Sprecher der Ministerien und der Bundesregierung. Der ist der Chef und sitzt in der Mitte.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Dreimal die Woche sitzen sie in der Bundespressekonferenz, die Sprecher der Ministerien und der Bundesregierung. Der ist der Chef und sitzt in der Mitte. Rechts davon Justiz und Inneres, links das Auswärtige Amt, Verteidigung, Finanzen und Wirtschaft. Die wohlgeordnete Sprecherwelt ist nun ein wenig in Unordnung geraten, weil die Sprecher selbst ins Gerede gekommen sind. Der „Stern“ hat eine deftige Breitseite gegen Bela Anda abgefeuert, Regierungssprecher, Staatssekretär und Chef des Bundespresseamtes. Der Sprecher des SPD-geführten Innenministeriums ist mit einem Abgeordneten der SPD aneinander geraten, weil der Fahndungsmethoden von Otto Schily mit den Überwachungsmethoden der Nazis verglichen hat. Und der Sprecher des ebenfalls SPD-geführten Finanzministeriums buchte die Vorschläge eines SPD-Parlamentariers zum Stopfen der Maut-Löcher als „grober Unfug“ ab.

Bei so viel Unfrieden richtet sich der Blick nach rechts außen auf die Sprecherbank. Dort sitzt Klaus Vater, zuständig für das Sozialministerium. Der hat nicht nur eine beruhigende Art, die Praxisgebühr oder die Betriebsrentenkürzungen ins rechte Licht zu rücken, ihm ist auch der verbale Hit der Woche gelungen. Als Antriebskraft der Politik machte Vater jetzt nämlich aus, was er „Juckreiz“ nannte. Seine Ministerin, Ulla Schmidt, will das Hausarztmodell umgesetzt sehen. „Man braucht eben Zwang und Druck, dann setzt sich der Zug in Bewegung“, erklärt Vater. Weil „Zwang“ und „Druck“ aber unschöne Wörter sind, sagt er lieber „Juckreiz“. Maut, Dosenpfand, Scheinselbstständige, PSA: All diese Neuerungen dienen dazu, Deutschland aus dem Lehnstuhl zu scheuchen. Weil es juckt.

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