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Politik: Das Protokoll

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es klingt wie ein Filmtitel: David allein zu Haus. Wie in einem schlechten Film kam sich auch der SPD-Abgeordnete Reinhard Schultz an diesem Freitagabend vor.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es klingt wie ein Filmtitel: David allein zu Haus. Wie in einem schlechten Film kam sich auch der SPD-Abgeordnete Reinhard Schultz an diesem Freitagabend vor. Aber dazu gleich mehr. Der Bundespräsident hatte just an diesem Abend zum Sommerfest geladen, in die schönen Gärten hinter dem Schloss Bellevue. Leider zog ein heftiges Unwetter über den Berliner Tiergarten: Frierende Gäste flanierten über das pitschnasse Gras, flüchteten sich bei jedem neuen Regenguss unter die Bäume und in die überfüllten Zelte. Ein lustiges Fest war es trotzdem.

Nur einer durfte nicht mitfeiern: David, 11 Jahre. Er sollte seinen Vater begleiten, den Abgeordneten Schultz. Dafür ist der Sohnemann extra aus dem münsterländischen Everswinkel nach Berlin angereist. Weil er sich – wie der Vater – für Sport interessiert. Den betreibt er sogar intensiv, „von Tischtennis über Handball bis zu Reiten“, schreibt der stolze Papa auf seiner Homepage. Das Motto des diesjährigen Sommerfests lautete „Sport tut Deutschland gut“. Ob es den frierenden Turnern in den 20er Jahre-Badeanzügen wirklich gut tat, bei der Kälte unter freiem Himmel Kunststücke am Barren vorzuführen, ist eine andere Frage.

Warum aber durfte David nicht – wie viele hundert Menschen auch – zum Sommerfest des Bundespräsidenten? Weil der „verknöcherte Protokollchef“ (O-Ton Schultz) Begleitpersonen erst ab dem 16. Lebensjahr akzeptierte. Eine „Idiotenregel“, schimpft der Vater. David alleine zu Hause sitzen lassen – wie der Protokollchef vorgeschlagen hatte – wollte er aber nicht. So durfte David statt des Bundespräsidenten die alten Azteken im Gropiusbau besichtigen. Vermutlich war es ein trockeneres Vergnügen.

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