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Politik: „Das steht im glatten Widerspruch zum Islam“

Herr Elyas, zum ersten Mal haben sich die drei großen muslimischen Organisationen in Deutschland zu einem gemeinsamen Appell gegen den islamistischen Terror entschlossen. Warum ist es in diesem Fall – anders als etwa bei der Demonstration in Köln im vergangenen Jahr – gelungen, die Differenzen zu überwinden?

Herr Elyas, zum ersten Mal haben sich die drei großen muslimischen Organisationen in Deutschland zu einem gemeinsamen Appell gegen den islamistischen Terror entschlossen. Warum ist es in diesem Fall – anders als etwa bei der Demonstration in Köln im vergangenen Jahr – gelungen, die Differenzen zu überwinden?

Die breite Masse der Muslime in Deutschland verabscheut die Zustände im Irak, wie jetzt die Verschleppung von Giuliana Sgrena. Das steht im glatten Widerspruch zum Islam. Keiner hier würde sich mit dem identifizieren. Es ist deshalb ein gutes und wichtiges Zeichen, dass die drei Organisationen gemeinsam gegen Terrorismus und Verschleppung aufrufen.

Aber warum gelingt das zum ersten Mal jetzt, im vergangenen Jahr bei der Demonstration scherte der Islamrat aus?

Deutschland ist in diesem Fall direkt beteiligt. Immerhin ist Giuliana Sgrena Reporterin für eine deutsche Zeitung. Die Verschleppung hat für uns eine andere Dimension.

Sie rufen auf Ihrer Internetseite dazu auf, sich zu Wort zu melden. Wie sind die bisherigen Reaktionen? Gibt es auch Leute, die diesen Terror gutheißen?

Wir haben viel Zustimmung erfahren und es kam noch keine Kritik. Das ist deshalb wichtig zu erwähnen, weil wir bei anderen Aktionen sehr viel Kritik bekommen. Unter den Muslimen in Deutschland gibt es natürlich auch immer wieder Einzelmeinungen, die das anders sehen. Aber fast alle Muslime in Deutschland lehnen diesen Terror ab.

Ist die jetzige Zusammenarbeit Modell für eine künftig engere Kooperation?

Bilateral gibt es die Zusammenarbeit ja bereits. Und bei Projekten wie etwa dem Tag der offenen Moschee kooperieren wir alle drei. Jetzt haben wir bewiesen, dass wir auch in der Frage des Terrorismus dazu in der Lage sind, und mit Sicherheit streben wir das auch für die Zukunft an. Durch das kooperative Miteinander hoffen wir, zu einer strukturellen Einheit zu kommen.

— Das Gespräch führte Barbara Junge.

Nadeem Elyas (geb. 1945 in Saudi-Arabien, seit 1964 in Deutschland) ist Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland und Mitglied vieler Initiativen für Toleranz.

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