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Politik: Das Wagnis (Kommentar)

Eine Partei inszeniert sich selbst - aber was bleibt ihr übrig? Anderes nicht, und eine andere als Angela Merkel auch nicht.

Eine Partei inszeniert sich selbst - aber was bleibt ihr übrig? Anderes nicht, und eine andere als Angela Merkel auch nicht. Der Übergang ist, im Rahmen des Möglichen, gelungen: Wolfgang Schäuble hat eine Rede gehalten, die eine Art Vermächtnis war. Volkshochschule à la Schäuble, aber im Ton sehr gemäßigt, damit Raum bleibt für seine Nachfolgerin. Er hat die Rede eines Zweiten gehalten, wie früher, nur ohne Führungsanspruch. Dass er auch die "soziale Frage" ansprach, gewissermaßen für die neue CDU neu entdeckte, sollte allen zeigen, wo er die Zukunft der Union sieht: in fortgesetzten Reformen des Sozialstaats. Hart, aber herzlich. Das klingt nach einer späten, sehr bewussten Anlehnung an Heiner Geißler, der auch ein Opfer Kohls wurde. "Sozialstaat 2000" - das ist ein Begriff, auf den Wahlkämpfe gegründet werden. Wie erfolgreich sie sein können, hat ein anderer Geschlagener in einer anderen Partei zu anderen Zeiten bewiesen. Nun ist sie endgültig da, die Nach-Kohl-Zeit. Merkel und die Partei gehen eine bisher nicht gekannte Verbindung ein. Es ist soviel neu, dass es zum Wagnis wird. Keiner ist mehr an der Spitze, der Gehorsam fordert - wie Kohl - , oder intellektuelle Gefolgschaft erwartet, wie Schäuble. Die CDU weiß, dass die neue Chefin weiß, was sie will. Das honoriert die Partei auch, mit Vertrauen, sogar mit Zuneigung. Aber was Angela Merkel will, wird mehr Diskussionen denn je auslösen. Die Christdemokraten wollen es nicht anders.

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