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Politik: Das Wunder von Uruguay

Berlin Uruguay ist anders. Ist, von Ausnahmen abgesehen, demokratisch stabil und rechtstaatlich gefestigt.

Berlin Uruguay ist anders. Ist, von Ausnahmen abgesehen, demokratisch stabil und rechtstaatlich gefestigt. Mit anderen Worten: die Ausnahme der Regel in Lateinamerika. Die kennt als Gewissheit allein die Ungewissheit. Als Konstante einzig das Unstete. Deutlich wird, was Uruguay auf dem Kontinent neben wenigen anderen wie Chile und Costa Rica so ungewöhnlich macht, durch den Wahlsieg des Mitte-Linksbündnisses vor einem Jahr.

„Das war eine historische Sensation“, sagt Klaus Bodemer, Direktor des Instituts für Iberoamerika-Kunde in Hamburg. Rund 170 Jahre lang hatten die Traditionsparteien der konservativen Blancos und der konservativ-liberalen Colorados das Regierungeschäft unter sich ausgemacht. Und mit einem Mal, am 31. Oktober 2004, gewinnt die bisherige Opposition die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen: ein Bündnis aus Sozial- und Christdemokraten, Sozialisten, Kommunisten und Ex-Tupamaros, einstigen Kämpfern der Stadtguerilla also. Eine Zeitenwende. Und was passiert? Kein Aufruhr, keine Revolution, keine Krise des Systems. Stattdessen: ein reibungsloser Übergang. Der Spitzenkandidat der tief gedemütigten Blancos gratuliert Vazquez noch in der Wahlnacht mit einer Umarmung.

Natürlich, auch der Staat am Rio de la Plata ist schon von Militärdiktatoren regiert worden – aber die seien ohne Basis gewesen, nicht geachtet, sondern geächtet, sagt Bodemer. Und natürlich leidet auch der 3,4-Millionen-Einwohner-Staat unter Korruption, aber anders als anderswo werde sie konsequent juristisch verfolgt. „Dieses Fairplay, der Respekt vor dem politischen Gegner und das zivilgesellschaftliche Austragen von Konflikten auf der Basis eines Grundkonsenses, das“, fasst Bodemer zusammen, „unterscheidet Uruguay deutlich von seinen Nachbarn“.mis

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