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Eine Schülerin meldet sich im Unterricht.

© Daniel Karmann/dpa

Update

"Datenreport" über Kinder in Deutschland: Sozialer Aufstieg hängt noch immer von den Eltern ab

Eine Studie zeigt einen großen Einfluss des Elternhauses auf die Bildungschancen. Die Zahl der Kinder sinkt, die Gesundheit hat sich verbessert.

„Kinder an die Macht“ fordert Herbert Grönemeyer in einem seiner Lieder. Dafür brauchen Kinder aber Möglichkeiten, sich zu bilden und gesellschaftlich aufzusteigen. Diese Chance haben in Deutschland nicht alle: Noch immer hängt die eigene Entwicklung stark vom Bildungsstand der Eltern ab.

Zu diesem Ergebnis kommt der „Datenreport 2018“, den die Bundeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit dem Statistischen Bundesamt, dem Wissenschaftszentrum Berlin und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung am Mittwochmorgen in Berlin vorgestellt hat. Wissenschaftler untersuchten für die Studie unterschiedliche Lebensbereiche der 13,4 Millionen Kinder, die 2017 in Deutschland lebten – viel weniger als früher: In den vergangenen 20 Jahren ist die Anzahl der Kinder um 14 Prozent gesunken.

Die meisten Kinder wachsen in Familien mit Vater, Mutter und Geschwistern auf. Das mag überraschen - die Statistik zählt hier aber auch Patchwork- und Pflegefamilien dazu, also auch Stiefeltern und Stiefgeschwister. Drei von vier Minderjährigen leben mit mindestens einem Bruder oder einer Schwester zusammen. Immer häufiger sind die Eltern allerdings nicht verheiratet, der Anteil nahm in 20 Jahren von 83 auf 74 Prozent ab.

Wenn Eltern bereits aufs Gymnasium gegangen sind, ist es wahrscheinlich, dass die Kinder ihnen folgen. 2017 hatten nur neun Prozent der Mütter und Väter von Gymnasiasten weder das Abitur noch die Fachhochschulreife.

Der Großteil der Kinder und Jugendlichen geht im Grunde ganz gern zur Schule. Rund die Hälfte fühlt sich danach aber erschöpft - besonders die, die auf Gymnasium oder Hauptschule lernen. Am wenigsten Spaß in der Schule haben Hauptschüler, am meisten Gymnasiasten und Grundschüler.

Fast jedes sechste Kind ist armutsgefährdet

In Verbindung mit geringem Wohlstand hat ein niedriger Bildungsstand der Eltern auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder, stellen die Forscher fest: Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status hätten öfter psychische Probleme oder seien besonders verhaltensauffällig. Sie trieben seltener Sport, ernährten sich ungesünder und seien häufiger übergewichtig.

Generell habe sich der Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten aber erheblich verbessert, heißt es im „Datenreport“. Kaum Fortschritte erkennen die Forscher dagegen in der Armutsbekämpfung. Noch immer sei fast jeder sechste Minderjährige armutsgefährdet.

Dabei seien Kinder mit Migrationshintergrund häufiger betroffen als Kinder ohne Migrationshintergrund. „Gerade für eine reiche Volkswirtschaft wie Deutschland ist das ein mehr als beschämender Befund“, kritisiert Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks. 36 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund, mehr als 4,9 Millionen in absoluten Zahlen. „Diese Zahlen alleine machen deutlich, dass Diskussionen, ob Deutschland nun ein Einwanderungsland ist oder nicht, vollkommen an der gesellschaftlichen Realität vorbeigehen“, sagt Krüger.

Die Studie informiert auch über das Freizeitverhalten von Jugendlichen: Besonders gerne machen sie demnach Sport, treffen Freunde, nutzen das Internet oder gucken fern. Wenn Kinder älter werden, geben sie häufiger „Nichtstun, Rumhängen und Chillen“ als beliebte Freizeitaktivität an. Im Grundschulalter würden Kinder dagegen deutlich lieber Bücher lesen als auf der Sekundarschule. (mit dpa)

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