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Der Überfall auf einen Rabbiner in Berlin hat eine Antisemitismus-Debatte ausgelöst.

© Symbolfoto: dpa

Debatte nach Überfall auf Rabbiner: Jüdischer Verband warnt vor mehr Antisemitismus in Europa

Beschimpft und verprügelt auf offener Straße: Der gewalttätige Übergriff auf einen Rabbiner in Berlin ist in Europa kein Einzelfall.

Das American Jewish Committee (AJC) warnt vor wachsendem Antisemitismus in Europa. Der Verband hatte am Donnerstag Experten und Vertreter jüdischer Gemeinden, darunter Frankreich, Griechenland und Russland, zu einem Treffen nach Berlin eingeladen. Themen waren der Kampf gegen Antisemitismus und die Gefahr durch rechte Parteien - so etwa in Griechenland. Dort hat die extreme Rechte „Chrysi Avgi“ („Goldene Morgenröte“) bei den Wahlen zuletzt sieben Prozent der Stimmen eingefahren. Von den zunehmenden Übergriffen der Extremisten gegen Ausländer sei die jüdische Gemeinschaft zwar nicht betroffen, sagte Benjamin Albalas, Präsident der jüdischen Gemeinde in Athen. Dennoch sei die Angst groß. So seien die Sicherheitsvorkehrungen an jüdischen Schulen in Griechenland verstärkt worden.

Mit Blick auf den jüngsten antisemitischen Überfall in Berlin sagte Richard Prasquier, Präsident des Rates jüdischer Institutionen in Frankreich: „Wir kennen solche Vorfälle auch aus unserem Land.“ Juden, die religiöse Symbole wie die Kippa sichtbar in der Öffentlichkeit tragen, müssten in Frankreich mit Anfeindungen oder Verfolgung rechnen.

Generell lasse sich in Europa beobachten, dass sich antisemitische Stereotype sowie nationalsozialistische und rassistische Vorurteile immer öfter in die tägliche Debatten mischten, sagte AJC-Direktorin Deidre Berger. Sie verwies auf die Diskussionen um ein Verbot der religiösen Beschneidung von Knaben oder die Kennzeichnung von Produkten aus den von Israel besetzten Palästinensergebieten. Die Zahl der Menschen, die ein schlechtes Bild von Israel hätten, sei gewachsen, so Berger.

Zunehmend färbe dies auf das Image der Juden in Europa ab - was sie für nicht legitim erachtet. „Es gibt eine Grenze zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus“, betonte die AJC-Direktorin. Vor allem in der Wirtschaftskrise sehen die jüdischen Vertreter einen Auslöser für wachsenden Antisemitismus. Arbeitslosigkeit und schlechte Bildung förderten Fremdenhass und Vorurteile gegenüber Juden.

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