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Adolf Hitler aufgenommen während einer Rede (undatiertes Archivfoto).

© picture-alliance/ dpa

Debatte über Hitler-Nachlass: Ein fragwürdiger Handel

In München steht der Nachlass von Hitler und anderen Nazi-Funktionären zur Versteigerung. In einem Brief kritisiert ein Rabbiner die Aktion des Auktionshauses.

Würzen wie der Führer? Wer diesen Wunsch – aus irgendeinem Grund – jemals gehabt haben sollte, bekommt nun die Gelegenheit, sich ihn zu erfüllen. Das Münchener Auktionshaus Hermann Historica hat für den 20. November eine Versteigerung angesetzt, bei der der Salzstreuer aus dem persönlichen Besitz von Adolf Hitler unter dem Hammer liegt. Die Initialen des deutschen Diktators seien in den Streuer eingraviert, wirbt das Auktionshaus auf der Homepage.

Wer hingegen lieber durch den Mietvertrag des Nazis (inklusive „Tintenunterschriften des Vermieters Hugo Schühle und Adolf Hitlers“) für seine Privatwohnung in München blättern möchte, wird ebenfalls bei der Auktion fündig: Die Münchener bieten das Dokument zu einem Startpreis von rund 2500 Euro an.

Und damit nicht genug, insgesamt 842 historische Gegenstände darunter viele persönliche aus dem Nachlass von Hitler aber auch anderer Nazi-Verbrecher wie Hermann Göring oder Heimrich Himmler. Wie wäre es etwa mit dem Nachlass von Rudolf Heß aus dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau? Das Auktionshaus bietet Messer, Löffel, Bettlaken mit der Stempelung „Allied Prison Spandau" und Teile eines Krankenhaushemdes des Hitler-Stellvertreters ab einem Startgebot von 5000 Euro an.

Der Salzstreuer und andere Gegenstände aus dem Nachlass von Adolf Hitler werden versteigert.
Der Salzstreuer und andere Gegenstände aus dem Nachlass von Adolf Hitler werden versteigert.

© Tsp

Ziemlich geschmacklos findet die Auktion Menachem Margolin, Chefrabbiner der European Jewish Association mit Sitz in Brüssel. Margolin hat deshalb einen Brief an das Auktionshaus geschrieben, in dem er darum bittet, die Auktion abzusagen. „Dies ist kein juristischer Appell, aber ein moralischer. Was Sie tun ist nicht verboten, aber es ist falsch“, schreibt er im Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt.

Er glaube nicht, dass derartige Erinnerungsstücke einen wirklichen historischen Wert besäßen, sondern vor allem von jenen Menschen ersteigert würden, von denen die Zeit des Nationalsozialismus glorifiziert wird. „Der Handel mit solchen Gegenständen sollte deshalb einfach nicht stattfinden“, fordert Margolin in seinem Brief. Der Rabbiner verwies zugleich auf einen ähnlich gelagerten Fall, der jüngst in Israel Aufregung ausgelöst hatte. Dort hatte ein Gericht nach Protesten den Verkauf eines Briefes untersagt, der von einem elfjährigen, polnischen Mädchen stammte, das im Holocaust ermordet worden war. Die Botschaft aus der Gesellschaft sei klar und eindeutig gewesen, sagte Margolin: „Es gibt Dinge, die man nicht verkauft.“

Das Münchener Auktionshaus ignorierte den Aufruf des Rabbiners am Dienstag. Man wolle sich zum Brief nicht äußern, teilte eine Pressesprecherin dem Tagesspiegel auf Anfrage mit.

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