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Politik: Den Drehtüreffekt verhindern Mario Czaja zur Versorgung in Berlin

Senator Czaja, in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt es nach wie vor viele Defizite. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Hauptprobleme?

Senator Czaja, in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt es nach wie vor viele Defizite. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Hauptprobleme?

Eines der Hauptprobleme in Berlin ist die Tatsache, dass ambulante und stationäre Versorgung, Nachsorge und Rehabilitationsmaßnahmen weitgehend voneinander getrennt sind. Für die Betroffenen und ihre Angehörigen ist es daher oft nicht einfach, sich in diesem mehrteiligen Versorgungssystem zurechtzufinden. Speziell in Berlin gibt es zudem einen Mangel an Angeboten zur beruflichen Rehabilitation psychisch Kranker.

Gibt es auch positive Entwicklungen?

Ja. Positive Beispiele für eine flexiblere Versorgung psychisch kranker Menschen sehe ich in den Gemeindepsychiatrischen Verbundsystemen, bei denen auf regionaler Ebene verschiedene Institutionen Hand in Hand arbeiten. Auch die Verträge im Rahmen der Integrierten Versorgung gehören zu den positiven Tendenzen.

Beides wollen wir in Zukunft weiter stärken und ausbauen. Zudem haben wir durch das neue Versorgungsstrukturgesetz die Möglichkeit, auf die zukünftige Bedarfsplanung ambulanter medizinischer Versorgung Einfluss zu nehmen. Bisher ist es ja in einzelnen Bezirken Berlins sehr schwierig, einen Termin bei einem Psychiater oder einem Psychotherapeuten zu bekommen. Das wollen wir ändern.

Was kann die Politik sonst noch leisten, um die Situation zu verbessern?

Eines unserer Anliegen ist es, die Behandlung psychisch Kranker aus ihrem Schattendasein herauszuholen. Psychische Erkrankungen sind schon lange keine Randerscheinung mehr. In Berlin werden wir zudem durch die neue Fassung des Gesetzes zur Behandlung von psychisch Kranken die Patientenrechte stärken. Außerdem müssen wir schauen, wie sich das neue bundesweite Psych-Entgelt-Gesetz auf Berlin auswirkt, durch das die Vergütung der psychiatrischen Versorgung in Krankenhäusern umgestellt wird. Einige Fachleute befürchten, dass dadurch der Kostendruck in den Krankenhäusern weiter zunimmt, die Patienten zu früh nach Hause geschickt werden und es dadurch zum sogenannten Drehtüreffekt in der Psychiatrie kommt. Doch fordert das neue Gesetz auch dazu auf, neue, die Leistungssektoren übergreifende Modelle zu erproben. Ich wünsche mir, dass die psychiatrischen Kliniken diese Möglichkeiten nutzen und sich aktiv an ihrer Entwicklung beteiligen, damit die Brüche, die wir heute im System beklagen müssen, der Vergangenheit angehören.

Das Gespräch führte Anne Volkmann













Mario Czaja
ist Senator für Gesundheit und Soziales in Berlin

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