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Politik: Denkzettel für neue IG-Metall-Chefs

Schwächstes Wahlergebnis für Peters und Huber in der Geschichte der Gewerkschaft / Sie versprechen Versöhnung

Frankfurt (Main). Die IG Metall hat eine neue Führung. Rund zwei Drittel der Delegierten des Frankfurter Gewerkschaftstages wählten am Sonntag Jürgen Peters zum ersten und Berthold Huber zum zweiten Vorsitzenden. Peters bekam 66,1 und Huber 67,1 Prozent der knapp 600 Stimmen. Ein schlechteres Ergebnis für die IG-Metall-Spitze hat es bislang noch nicht gegeben. Peters sprach dennoch von einem „außerordentlich guten Ergebnis" angesichts der „außergewöhnlichen Situation". „Man konnte nicht erwarten, dass alle sagen, Schwamm drüber“, sagte der 59-Jährige und kündigte an, sich auch um seine Gegner bemühen zu wollen.

Zum Abschluss des dreitägigen Gewerkschaftstages erklärte der neue IG-Metall-Chef, die Gewerkschaft habe „wieder zu ihrer Handlungsfähigkeit zurückgefunden" und „kein Bild der Zerrissenheit geboten".

Das Wahlverhalten der Delegierten erklärten Gewerkschafter mit dem Machtkampf an der Spitze der IG Metall. Peters verkörperte darin das Lager der so genannten Traditionalisten, Huber die Reformfraktion. Sowohl Peters als auch Huber kündigten nach der Wahl an, sich um eine kollegiale Zusammenarbeit bemühen und das Vertrauen derjenigen gewinnen zu wollen, die sie nicht gewählt hatten. Der bayerische IG-Metall-Chef Werner Neugebauer äußerte sich enttäuscht über das Wahlergebnis. Aber nach dem Chaos der vergangenen zwei Monate seien bei den Delegierten offenbar „viele Emotionen" im Spiel gewesen. „Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen", sagte Neugebauer.

Peters und Huber sprachen dagegen von einem „ehrlichen Ergebnis", das die „sehr starken, widerstreitenden Kräfte" in der IG Metall widerspiegele. Huber betonte, er und Peters seien in den kommenden vier Jahren „zu einer kollegialen Zusammenarbeit geradezu verdammt". Er werde sich aber „nicht anpassen, um möglicherweise 80 oder 90 Prozent zu bekommen; ich werde bleiben, wie ich bin".

In der Aussprache wiesen sich die verschiedenen Lager erneut gegenseitig die Schuld am Scheitern des Streiks in Ostdeutschland zu. Der ostdeutsche Bezirksleiter Hasso Düvel, der den Streik geführt hatte, lehnte einen Rücktritt abermals ab. Er werde jetzt „nicht von Bord springen“.

Wesentlich besser als die beiden Vorsitzenden schnitt bei den Wahlen der Hauptkassierer der Gewerkschaft, Bertin Eichler, ab. Er erhielt 88,6 Prozent der Stimmen. Bei der Wahl der restlichen vier geschäftsführenden Vorstandsmitglieder kam die Kongressplanung durcheinander. Zwar war vereinbart worden, dass die bisherigen Vorstände wieder gewählt werden sollten. Aber der Schweinfurter IG-Metall-Chef Klaus Ernst, der zum linken Flügel zählt, erklärte überraschend seine Kandidatur. Mit Kritik an der Sozialpolitik der Regierung hatte Ernst den Nerv der Delegierten getroffen. Trotzdem fiel er durch.

Vor der IG-Metall-Bezirkszentrale in Berlin kam es am Abend zu einem Eklat. Aus Protest gegen die neue IG-Metall-Spitze wollte FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper dort einen mannsgroßen „Betonkopf“ aus Styropor mit der Aufschrift „IG Metall – Die Betonköpfe bleiben“ enthüllen. Dies wurde von mehr als 40 Metallern verhindert. Nach Angaben der Polizei kam es dabei zu Rangeleien.

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