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Bald ohne Trikot? Silvio Berlusconi will seinen AC Mailand loswerden.

© dpa

Der "Cavaliere" ordnet sein Vermögen neu: Silvio Berlusconi will den AC Mailand verkaufen

Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi will sein wirtschaftliches Erbe neu ordnen – und bietet seine ehemalige Wahlkampfhilfe, den Fußballklub AC Mailand, zum Verkauf an.

Als sich die Alitalia auf dem Sturzflug in die Pleite befand, vor zehn Jahren war das, da suchte ein Regierungschef namens Silvio Berlusconi händeringend nach „Wirtschaftspatrioten“, die das „nationale Aushängeschild“ des Landes retten wollten. Heute ist Alitalia still und leise an Etihad übergegangen, die Fluglinie aus Abu Dhabi, zu der auch Air Berlin gehört, und nach „Wirtschaftspatrioten“ hat lieber keiner mehr gefragt.

Selbst in seiner größten Herzenssache kennt der Ex-Premier keine Patrioten mehr: Der Fußball-Spitzenklub AC Mailand, den Berlusconi seit 29 Jahren besitzt, meldet das größte Defizit in der Vereinsgeschichte, kassiert Niederlagen in Serie, und auffallenderweise zur gleichen Zeit führt der Patron Verkaufsgespräche mit zwei Finanzunternehmern aus Fernost, hinter denen Banken aus China und Abu Dhabi stecken. In wenigen Wochen, so heißt es, könne die Sache über die Bühne gebracht sein.

Berlusconi hat den AC Milan immer auch als Wahlkampfinstrument eingesetzt. Aufs Geld zu schauen, hatte der lange Zeit reichste Italiener nicht nötig; er kaufte teure Spieler und gewann 28 Pokale. Damit signalisierte er den Wählern, wo sie den geborenen Sieger finden. Einen Monat vor der letzten Parlamentswahl im Januar 2013 holte Berlusconi für 20 Millionen Euro den so gefeierten wie problematischen Mario Balotelli aus Manchester zurück.

Heute ist Silvio Berlusconi politisch abgemeldet

Es half nichts mehr. Heute ist Berlusconi politisch abgemeldet, Balotelli wieder weg, und was der Großmeister der Verführung in seiner eigenen, zerfallenen Partei nicht schafft – manchmal scheint es, als hätte er auch gar keine Lust mehr dazu –, das will er wenigstens in seinem Wirtschaftsunternehmen hinkriegen: eine Anpassung an die Realität, eine Erbregelung, einen Übergang in die Zukunft. So ordnet sich der Verkauf des AC Milan ein in die Umstrukturierung von Berlusconis Medien- und Unterhaltungsimperium Fininvest, dem größten seiner Art in Italien.

Offiziell geführt wird Fininvest von Berlusconis Erstgeborener Marina (48). Den unablässigen Versuchen ihres Vaters, sie in die Politik zu drängen, hat sich die „Zarin“ erfolgreich widersetzt. Als stahlharte Managerin versucht sie lieber, den Konzern auszubauen: Marina Berlusconi steht hinter dem Versuch, ungeachtet aller Kartell-Bedenken auch die Büchersparte von Rizzoli zu erwerben. Das ist jener Mailänder Verlag, der auch die größte Tageszeitung des Landes herausgibt, den „Corriere della Sera“.

Marinas Bruder Pier Silvio, 46, ist zur gleichen Zeit in aller Form Vorstandschef bei Mediaset geworden, den Berlusconi’schen Fernsehbetrieben. In dieser Eigenschaft saß er mit seinem Vater neulich einem anderen Vater- und-Sohn-Gespann gegenüber: Rupert und Lachlan Murdoch von Sky. Die Hauptkonkurrenten an einem Tisch – auch da ging es um die Zukunft, um das Abstecken der Claims. Ferner will Mediaset die gesamten Sendeanlagen des Staatsfernsehens Rai kaufen, um bei der Übertragung der Signale praktisch Monopolist zu werden. Und irgendwie sucht man auch den Halt in der Finanzbranche nicht zu verlieren, nachdem Silvio Berlusconi als verurteilter Steuerbetrüger von der Nationalbank aufgefordert worden ist, aus dem Geld- und Versicherungshaus Mediolanum auszusteigen.

Im September wird Silvio Berlusconi 79 Jahre alt; für ein politisches Amt kandidieren darf er erst wieder 2019. Ob es seine Partei „Forza Italia“ bis dahin noch gibt, steht in den Sternen. Aktuell krebst sie bei 12 Prozent herum. Es wundert nicht, dass er sein Haus bestellt – selbst wenn er sich von seinem Leibarzt einmal das Prädikat „technisch unsterblich“ hat ausstellen lassen.

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