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Politik: Der Diktator wird nervös (Meinung)

Slobodan Milosevic versucht nun, die Protestmärsche in Belgrads Straßen auseinander zu prügeln. Damit schüchtert er einen Teil der ohnehin nicht sehr zahlreichen Demonstranten ein.

Slobodan Milosevic versucht nun, die Protestmärsche in Belgrads Straßen auseinander zu prügeln. Damit schüchtert er einen Teil der ohnehin nicht sehr zahlreichen Demonstranten ein. Es besteht die Gefahr, dass sie nicht wiederkommen. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist: Der Diktator nimmt den wachsenden Unmut offenbar als Bedrohung seiner Herrschaft ernst. Er wird nervös. Seine Hoffnung, die Demonstrationen würden sich alsbald verlaufen, weil die Feindschaft der verschiedenen Oppositionsführer deren Anhänger resignieren lässt, hat sich nicht erfüllt. Auf den Winter als Bundesgenossen darf er auch nicht mehr setzen; vor drei Jahren schwollen die Proteste in den kalten Monaten unaufhaltsam an, bis er die Fälschung der Kommunalwahlen einräumte und seinen Gegenspielern mehrere Rathäuser übergab. Geholfen hat das der Opposition damals freilich wenig. Keiner beherrscht das balkanische Intrigenspiel besser als Milosevic. Doch das war vor der serbischen Niederlage im Kosovo. Aussicht auf Erfolg hat die Opposition allerdings nur, wenn sie geeint marschiert. Aber auch das Ausland muss nun viel aktiver eingreifen, darf nicht abwartend zuschauen, sondern muss die Brutalität des Regimes Tag für Tag anprangern und der Opposition auf allen denkbaren Kanälen seine Unterstützung zusichern. Erst wenn Milosevic stürzt, kann Serbien wieder eine Zukunft haben. cvm

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